Die Ars Electronica ist eines der weltweit bedeutendsten Festivals für Kunst, Technologie und Gesellschaft. Seit ihrer Gründung im Jahr 1979 in Linz, Österreich, hat sie sich zu einem globalen Netzwerk und einer internationalen Plattform für die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Kunst, Technologie und gesellschaftlichen Entwicklungen entwickelt. Jährlich zieht die Ars Electronica Tausende von Künstler*innen, Wissenschaftler *innen, Forscher*innen und Besucher *innen aus der ganzen Welt an. Für kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups bietet das Festival eine wertvolle Inspirationsquelle, um innovative Ansätze für die eigene Unternehmensentwicklung zu finden und den digitalen Wandel aktiv zu gestalten.
Eine der eindrucksvollsten Arbeiten, die mir bei meinem Besuch begegneten, war „Just asking for a friend“ der Linzer Künstler*innen-Gruppe Time’s Up. Schon am Anfang der Ausstellung wurde man hier mit der Frage „How dare you maintain hopeful visions in times like these?“ (Wie kannst du es wagen, in heutigen Zeiten noch Visionen zu pflegen?) konfrontiert. Diese Frage spiegelt auch die Herausforderungen wider, denen viele Unternehmen in unsicheren Zeiten gegenüberstehen. Für KMU und Start-ups ist es essenziell, mutig in die Zukunft zu blicken und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auch in schwierigen Zeiten bestehen können.
Eine weitere beeindruckende Arbeit war „Spirit and Child“ von LaJuné McMillian, ein Teil einer größeren XR-Installation. Die künstlerische Darstellung der spirituellen Arbeit und Kraft eines Individuums regt zu neuen Denkweisen an. Für Unternehmen, die im Bereich Extended Reality (XR) arbeiten oder diese Technologie einsetzen möchten, bietet die Ars Electronica innovative Anregungen, wie immersive Technologien kreativ und sinnvoll genutzt werden können.
Ebenfalls erwähnenswert ist Florian Sapps Installation „Human Powered Toaster“. Sie verdeutlicht eindrucksvoll, wie viel Energie wir täglich verbrauchen und wie selbstverständlich wir diesen Verbrauch hinnehmen. Keiner der Ausstellungsbesucher*innen wird es jemals schaffen, das Brot in diesem Toaster allein durch eigene Muskelkraft zu rösten. Diese Darstellung regt zum Nachdenken über unseren Ressourcenverbrauch an und zeigt auf, wie wichtig es für Unternehmen ist, nachhaltige Prozesse zu entwickeln. Gerade für Start-ups kann der Fokus auf Energieeffizienz und Ressourcennutzung zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.
Ein weiteres Highlight meines Besuchs war der Austausch mit dem Künstler HyungJun Park, dessen Arbeit „The Dream“ eine Co-Kreation mit Künstlicher Intelligenz (KI) darstellt. Park zeichnete über ein Jahr lang seine Träume auf und entwickelte daraus kleine Geschichten, die er mit KI-generierten Bildern vermischte. Diese Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass KI nicht nur als technische Komponente, sondern auch als kreatives Werkzeug betrachtet werden kann. Für KMU und Start-ups bietet dies eine neue Perspektive darauf, wie KI in kreativen Prozessen und Geschäftsmodellen eingesetzt werden kann, ohne dabei die menschliche Komponente zu vernachlässigen.
Hannah Perkaz‘ „Cooling Algae“ befasst sich mit dem Potenzial von Natriumalginat, einem aus Algen gewonnenen Material, für die Modeindustrie. Natürliche und nachhaltige Materialien sind ein wachsender Trend, und die Ausstellung zeigt, wie Unternehmen diese in ihre Produktentwicklung integrieren können. Dies ist besonders relevant für KMU in der Textil- und Modebranche, die sich mit alternativen und umweltfreundlichen Produktionsweisen auseinandersetzen möchten.
In „The Right to Be Forgotten (Boxfish)“ von Viktoria Biki wird auf eindrückliche Weise gezeigt, wie sorglos wir oft mit unseren Daten umgehen. Diese Installation ist ein wichtiger Denkanstoß, gerade für Unternehmen, die mit großen Mengen an Kundendaten arbeiten. Der sensible Umgang mit Daten ist in der digitalen Wirtschaft essenziell, und die Ars Electronica bietet wichtige Impulse dafür, wie Datenschutz in Geschäftsprozessen verantwortungsvoll integriert werden kann.
Ars Electronica Inspirationspotentiale für KMU:
- Technologieintegration: Ideen für den Einsatz von KI, XR und nachhaltigen Materialien in Geschäftsprozessen.
- Nachhaltigkeit: Impulse für umweltfreundliche und zukunftsfähige Geschäftsmodelle.
- Kreative KI-Nutzung: Anregungen, KI als kreatives Werkzeug in der Produktentwicklung zu nutzen.
Ein weiteres inspirierendes Werk war „My Name is Fuzzy“, ein KI-basierter Musik-Generator, der es ermöglicht, mit nur wenigen Eingaben einen individualisierten Song zu erstellen. Die Arbeit vermittelt die Bedeutung von Authentizität in der kreativen Nutzung von KI. Für Start-ups im Musik- und Kreativbereich verdeutlicht die Installation, wie KI für personalisierte Kundenerlebnisse eingesetzt werden kann, ohne die individuelle Kreativität aus den Augen zu verlieren.
Besonders beeindruckt haben mich die Hintergrundforschungen von Kate Crawford und Vladan Joler in „Calculating Empires – Control and Classification“. Diese Arbeit versucht, die Entwicklung von KI-Technologien auf Grundlage verschiedener gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Einflüsse zu visualisieren. Die Darstellung verdeutlicht die Komplexität der Thematik und schafft ein Bewusstsein für die Auswirkungen von KI auf unterschiedliche Bereiche. Für KMU und Start-ups, die KI in ihren Geschäftsprozessen implementieren möchten, ist es unerlässlich, diese Komplexität zu verstehen und einen verantwortungsvollen Ansatz bei der Nutzung von KI zu verfolgen.
Die Arbeit „How (not) to Get Hit by a Self-Driving Car“ von Daniel Coppen und Tomo Kihara thematisiert den Datenmangel bei der Entwicklung menschenzentrierter KI-Anwendungen wie automatisiertem Fahren. Dies ist ein zentrales Thema für alle Unternehmen, die KI-Technologie einsetzen. Fehlende oder unausgewogene Daten können die Ergebnisse von KI-Systemen erheblich beeinflussen – ein Aspekt, den KMU und Start-ups bei der Implementierung von KI-Lösungen unbedingt berücksichtigen sollten.
Ein ganz besonders Interview führte ich mit dem südkoreanischen Künstler HyungJun Park, der KI in der Co-Creation seiner Arbeiten einsetzt, zum Beispiel beim Ausgestalten von Traumgeschichten. Mehr dazu und zu Ideen künstlichen Bewusstseins hier in unserem Podcast „Kreativität und KI“.
Die Ars Electronica hat mir nicht nur eine Fülle an künstlerischen und technologischen Eindrücken vermittelt, sondern auch zahlreiche Impulse für den unternehmerischen Einsatz innovativer Technologien und nachhaltiger Strategien gegeben. Das Festival hat wieder einmal gezeigt, dass Kunst und Technologie Hand in Hand gehen und gemeinsam Wege in die Zukunft eröffnen können – sowohl für die Gesellschaft als auch für Unternehmen.