Die eigene Brandvoice bewahren – auch mit KI 

Stimme eines Unternehmens


4. November 2024 | Von Isabelle Bickham

KI kann ein wertvolles Hilfsmittel, Feedback-Werkzeug oder eine Ideenquelle sein – gerade beim Schreiben für die Website oder auf Social Media. Um jedoch “gute” Ergebnisse zu erzielen, müssen die Texte auch zum individuellen Unternehmen und dessen Zielgruppe passen. Deswegen fragen wir uns heute: Wie lassen sich großartige Texte mit KI schreiben? Wie setzen wir KI ein, ohne unsere Brandvoice zu verwässern oder generische Inhalte zu produzieren?

Die Brandvoice eines Unternehmen

Eine Brandvoice („die Stimme einer Marke“) ist der typische Stil und Ton, in dem ein Unternehmen kommuniziert – etwa in der Werbung, auf der Website oder in sozialen Medien. Die Brandvoice soll sicherstellen, dass die Kundschaft das Unternehmen immer wiedererkennt und ein klares, authentisches Bild von der Marke erhält. Eine gut definierte Brandvoice spiegelt die Werte und Persönlichkeit des Unternehmens wider, spricht gezielt (potenzielle) Kund*innen an und überzeugt, indem sie sich authentisch zeigt und Vertrauen sowie Loyalität schafft.

Schauen wir in die Praxis für Inspirationen bei „den Großen“ wie z.B. IKEA. Hier wird stets in einer unkomplizierten, bodenständigen Stimme kommuniziert. Die Texte sind freundlich, praktisch und oft mit einem Hauch von Humor versehen, was die Marke nahbar und sympathisch erscheinen lässt. Dies passt gut zur Positionierung von IKEA als Marke für den alltäglichen Wohnbedarf. Eine Marke wie Nike spricht hingegen motivierend, energisch und selbstbewusst. Sie setzt auf kurze, kraftvolle Aussagen wie „Just Do It“. Diese Stimme inspiriert und vermittelt den Geist von Entschlossenheit und Leistungswillen – perfekt für eine Marke im Sportbereich. Im Kontrast hierzu finden wir Beispiele, wie die Müsli-Marke Seitenbacher. Sie verwendet eine ungewöhnlich direkten und unverwechselbaren Ton, welcher durch die markante Stimme und den Dialekt des Gründers Willi Pfannenschwarz geprägt ist. Die Werbung verwendet oft einfache, manchmal sogar holprige Formulierungen, die sich gut einprägen, da sie mit Authentizität punkten.

Warum KI die Brandvoice verwässert

KI kann die Brandvoice verwässern, wenn sie zu stark auf automatisierte, generische Kommunikation setzt und dabei die individuelle Markenstimme, den Stil und die Persönlichkeit vernachlässigt. Dadurch erscheint ein Unternehmen weniger authentisch, vertrauens- und erinnerungswürdig. Eine einheitliche Brandvoice lebt von konsistenten Botschaften und einem spezifischen Stil (wie z.B. Wortschatz und Tonfall), der gezielt an die Zielgruppe angepasst ist.

KI-generierte Inhalte hingegen sind oft darauf optimiert, einen breiten Konsens anzusprechen und die Sprache allgemein verständlich und neutral zu halten, was zu einer standardisierten Ausdrucksweise führen kann. Das Resultat: unpersönliche oder unklare Kommunikation, die Brandvoice ist austauschbar und hebt sich nicht von der Konkurrenz ab. Aufgrund von variablen Trainingsdaten und Modellen können KI-Texte auch unterschiedliche Stile beinhalten, was zu einer inkonsistenten Kommunikation führt. Eine Brandvoice, die ständig wechselt, z.B. mal förmlich und dann wieder locker ist, wirkt verwirrend und hindert den Aufbau einer Beziehung zu den Kund*innen. Eine KI hat von sich aus kein klares Bild über den Betrieb oder über die individuelle Zielgruppe eines Unternehmens. Sie versteht nicht, mit wem es kommuniziert. So kann sie eine unpassende Tonalität wählen und beispielsweise zu locker oder zu humorvoll in einem seriösen Kontext schreiben. Zudem kann KI keine Emotionen, Werte oder kulturelle Merkmale hinter der Markenbotschaft erfassen. Persönliche und auch emotionale Elemente sind jedoch für eine authentische Brandvoice entscheidend und schaffen das gewünschte Vertrauen in die Produkte oder Dienstleistungen.

Klare Brandvoice mit KI

Ist KI also komplett ungeeignet? Wir sagen: Nein! Aber: Die KI denkt nicht selbst. Sie arbeitet auf der Basis Ihrer Eingaben, den Prompts, und mit den Datensätzen, die Sie ihr verfügbar machen. Je detaillierter Sie Ihre KI also mit Informationen füttern, desto „besser“ werden die Texte: sie passen zu Ihrer Brandvoice. Personalisieren Sie Ihre KI deshalb, indem Sie ihr die eigenen Werte, Schlüsselwörter, die gewünschte Tonalität und Ihre Zielgruppe beschreiben. Nennen Sie auch positive Beispieltexte, die Ihre Marke widerspiegeln. Sollten Sie bereits eine klare Brandvoice und Positionierung haben, umso besser – dann kann die KI speziell für Ihr Unternehmen trainiert werden! 
Hierzu haben wir übrigens auch die KI gefragt: Was brauchst du, damit du in der individuellen Brandvoice eines Unternehmens kommunizieren kannst?
Antwort ChatGPT: Um in der individuellen Brandvoice eines Unternehmens zu kommunizieren, benötige ich eine detaillierte Vorstellung davon, wie die Marke „klingen“ soll. Hier sind einige Schlüsselpunkte, die mir dabei helfen:

  1. Zielgruppe: Informationen zur demografischen und psychografischen Zielgruppe. Möchte das Unternehmen junge Menschen oder erfahrene Fachleute ansprechen, KMU oder größere Firmen?
  2. Ton und Stil: Möchte das Unternehmen eher formell oder locker auftreten? Ist die Sprache humorvoll, inspirierend, sachlich oder vertrauenswürdig? Auch Präferenzen für einfache Sprache oder besondere Sprachgewohnheiten spielen eine Rolle.
  3. Markenwerte und Mission: Welche Werte vertritt das Unternehmen? Soll die Kommunikation innovativ, bodenständig oder besonders vertrauenswürdig wirken? Die Mission und Vision helfen mir, den richtigen Ton zu treffen.
  4. Bevorzugter Wortschatz und spezifische Phrasen: Gibt es bestimmte Begriffe oder Redewendungen, die das Unternehmen immer verwendet oder vermeiden möchte? Auch Sprachvorlieben (zum Beispiel geschlechtergerechte Sprache) sind wichtig.
  5. Beispiele für gewünschte und unerwünschte Kommunikation: Beispiele von Texten, die dem Unternehmen gefallen oder nicht gefallen, sind sehr hilfreich. Das gibt mir einen klaren Eindruck davon, was passt und was nicht.

Mit diesen Informationen kann ich die Inhalte passgenau auf den Markenauftritt des Unternehmens zuschneiden. (Quelle: ChatGPT)

Unser Fazit

Für mittelständische Unternehmen, die oft über persönliche Beziehungen zu ihren Kund*innen wachsen, kann eine verwässerte Brandvoice das Vertrauen und die Bindung der Kund*innen beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und die KI mit individuellen Informationen anzureichern. Generell gilt jedoch immer: Überprüfen und optimieren Sie die Texte einer KI individuell und mit Menschenhand. Niemand kennt Ihr Unternehmen und Ihre Kundschaft besser als Sie selbst!

SCHLAGWORTE