Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert den Arbeitsalltag und eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten. Doch wie funktionieren große Sprachmodelle (LLMs), die hinter bekannten Anwendungen wie Chatbots und Textgeneratoren stecken?
Was sind große Sprachmodelle (LLMs) überhaupt?
Ralf Krestel, Professor für Information Retrieval an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, macht das Thema greifbar: Große Sprachmodelle können komplexe Texte verstehen und generieren, Informationen analysieren, kreative Inhalte erstellen und Aufgaben durch natürlichsprachliche Interaktion lösen. Sie wurden mit riesigen Mengen an Textdaten trainiert – von Büchern bis hin zu Internetseiten. Dadurch können sie Sprache nicht nur nach festen Regeln, sondern auch durch die Bedeutung und die Zusammenhänge von Wörtern verarbeiten. Sie machen das noch besser und schneller als einfache Sprachmodelle, denn sie haben sehr viel mehr Parameter, um Muster zu erkennen. Sie kommen sogar eigentlich “von allein” auf diese neuen Verbindungen zwischen Wörtern und Wortgruppen. Sie imitieren also das menschliche Lernen und menschlichen Output. Dadurch haben sie erstaunliche Fähigkeiten, wie die automatische Erstellung von Texten, Übersetzungen oder Antworten auf komplexe Fragen. Die Ergebnisse der LLMs müssen allerdings immer geprüft werden, damit sie der Wahrheit oder dem Stil des eigenen Unternehmens entsprechen.
Was macht LLMs so besonders?
Die Besonderheit von LLMs liegt in ihrem „Verständnis“ von Sprache. Sie können nicht nur einzelne Wörter erkennen, sondern auch ihre Beziehung zueinander. Das haben sie schon von ihren Vorgängern, den einfacheren Sprachmodellen übernommen. Ein Beispiel: Die Modelle verstehen schon seit einer Weile Wortanalogien wie „König – Mann + Frau = Königin“. Solche Berechnungen basieren auf sogenannten Wortvektoren, die die Bedeutung von Wörtern in Zahlen übersetzen. Sprachmodelle wurden zu großen Sprachmodellen, indem sie mit deutlich mehr Parametern, größeren und vielfältigeren Trainingsdaten sowie leistungsstärkeren Rechenressourcen entwickelt wurden. Dadurch verstehen sie komplexere Zusammenhänge, können kontextbezogenere Antworten generieren und vielfältigere Aufgaben lösen. Diese Fähigkeit, den Zusammenhang über das Training durch immense Textdaten zu erkennen und dann in neue, wahrscheinliche Zusammenhänge zu bringen, ist die Grundlage für viele Anwendungen – von Suchmaschinen bis zu Chatbots.
Wie helfen Sprachmodelle im Arbeitsalltag?
Große Sprachmodelle sind wahre Multitalente und können in vielen Bereichen des Arbeitsalltags unterstützen:
- Kundenservice: Chatbots beantworten Kundenanfragen rund um die Uhr, etwa zu Produkten oder Dienstleistungen. Das spart Zeit und entlastet Mitarbeitende.
- Texterstellung: Ob für Marketingkampagnen, Social-Media-Posts oder interne Berichte – KI-gestützte Tools liefern in wenigen Sekunden Texte, die individuell angepasst werden können.
- Datenanalyse: Sprachmodelle können große Mengen an Informationen durchsuchen, Trends erkennen oder Daten in verständlicher Form zusammenfassen.
- Übersetzungen: Internationale Kommunikation wird erleichtert, da KI-Modelle Dokumente und E-Mails schnell und zuverlässig in verschiedene Sprachen übersetzen.
Warum sind die Daten eines Unternehmens so wichtig?
Ralf Krestel betont, dass die Leistung von Sprachmodellen von den verwendeten Trainingsdaten abhängt. Die Qualität der Daten bestimmt, wie gut die Modelle später arbeiten. Ein Beispiel: Ein Modell, das mit neutralen und vielfältigen Daten trainiert wurde, liefert bessere Ergebnisse als eines, das nur einseitige oder veraltete Inhalte kennt. Datenschutz und Urheberrecht spielen hier natürlich auch eine wichtige Rolle, da die Nutzung von Texten rechtliche und ethische Fragen aufwirft. Prüfen Sie daher auch immer mit Ihrem Entwicklungsteam und Ihren Datenschutzbeauftragten, was von der KI gelesen und ausgewertet werden darf und was nicht.
Emergente Fähigkeiten: Wenn KI überrascht
Emergente Fähigkeiten treten bei sehr großen Sprachmodellen auf, wenn sie plötzlich Aufgaben bewältigen, die sie eigentlich nicht gezielt gelernt haben – wie mathematische Berechnungen oder das Schreiben kreativer Texte. Dies zeigt, dass Sprachmodelle mehr sind als reine Werkzeuge – sie können völlig neue Möglichkeiten schaffen, die erst entdeckt werden müssen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Überraschung, die damals Ende 2022 durch das Modell Chat GPT 3.5 aufkam: Plötzlich bewältigte es unerwarteterweise recht akkurate Textausgaben und hatte einen Output, der oft nicht mehr von dem eines Menschen unterscheidbar war – zumindest wenn auch der Prompt (der Sprachbefehl) der Nutzer*innen stimmte.
Wie sicher und verantwortungsvoll ist der Einsatz von LLMs?
Ein wichtiger Punkt der Diskussion ist die Sicherheit und Ethik bei der Nutzung von KI. Sprachmodelle können nicht immer zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden, was zu fehlerhaften oder irreführenden Informationen führen kann. Deshalb ist eine kritische Überprüfung der Ergebnisse essenziell. Zudem müssen Unternehmen sicherstellen, dass KI-Anwendungen transparent, fair und inklusiv gestaltet werden, um Diskriminierung oder andere unerwünschte Effekte zu vermeiden.
Was bedeutet das für kleine Unternehmen?
Unsere KI-Trainer*innen zeigen immer wieder gerne, dass auch kleine und mittlere Unternehmen von KI profitieren können. Oft reichen einfache, kostengünstige Tools aus, um erste Schritte zu machen. Beispiele sind:
- Automatisierte Rechnungsstellung: Mit KI können Unternehmen Rechnungen schneller und fehlerfrei erstellen.
- Projektmanagement: Sprachmodelle unterstützen bei der Planung und Organisation von Aufgaben, indem sie Erinnerungen setzen oder Statusberichte erstellen.
- Personalisierung: Produkte oder Dienstleistungen können individuell auf Kund*innen zugeschnitten werden – etwa durch personalisierte E-Mails oder Empfehlungen.
Praktische Tipps für den Einstieg
Wer den ersten Schritt machen möchte, sollte mit kleinen Projekten starten und dabei auf einfach nutzbare Lösungen setzen. Viele Tools bieten kostenlose Testversionen, um die Funktionalität zu erkunden. Es ist hilfreich, sich an die Regionalen Kompetenzzentren der Arbeitsforschung oder unseren Mittelstand-Digital Zentren zu orientieren, die Unterstützung und Schulungen anbieten.
Fest steht, dass sogenannte Große Sprachmodelle schon heute ein wertvolles Werkzeug für Unternehmen jeder Größe sind. Sie helfen, den Arbeitsalltag effizienter zu gestalten, kreative Ideen umzusetzen und neue Märkte zu erschließen, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt und sie verantwortungsvoll ausprobiert. Mit einem verständlichen Zugang und praktischen Beispielen kann jede*r die Vorteile von KI nutzen – ganz ohne technisches Vorwissen. Schauen Sie sich hierfür auch gerne unseren Leitfaden zu fairem KI-Prompting an.
Sind Sie neugierig, wie KI Ihrem Unternehmen helfen kann? Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie den ersten Schritt in die Zukunft der Arbeitswelt!