KI-Influencer*innen gewinnen zunehmend Relevanz auf Social-Media. Bekannte virtuelle Persönlichkeiten, die auch bereits für einige Marken werbewirksam eingesetzt wurden, sind zum Beispiel Lu do Magalu (8.2M follower), Miquela (2,3 Mio follower), Noonoouri (487K follower) , oder Aitana Lopez (384K follower).
Laut aktuellen Umfragen sehen 27 Prozent der Millennials es als wahrscheinlich an, dass sie Inhalte von KI-generierten Influencer*innen lesen (Gen Z kommt auf 19 Prozent). Deswegen fragen wir uns: Wie wichtig sind KI-Influencer*innen für Marken? Was sind die Pros & Cons? Wie funktioniert die Technik dahinter?
Zum Einstieg: Was steckt hinter hinter der KI?
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: KI-Avatar ist nicht gleich KI-Avatar. Während einige virtuelle Influencer*innen schon vollständig automatisiert agieren und mithilfe fortschrittlicher Sprachmodelle nahezu menschlich wirkende Gespräche führen, arbeiten andere auf ganz unterschiedliche Weise. Manche Programme nutzen Deep-Learning-Technologien, um das Verhalten und die Reaktionen ihrer Follower*innen zu analysieren – so passen sie ihre Inhalte gezielt an aktuelle Trends und Interaktionsmuster an. Andere wiederum entstehen durch aufwendige CGI- und Motion-Capture-Verfahren: Hier werden echte Bewegungen aufgezeichnet und digital übertragen, wodurch die Avatare besonders realistisch wirken. Doch nicht jeder KI-Influencer ist völlig autonom: Viele werden von kreativen Teams oder Content-Spezialist*innen gesteuert, die Posts planen, Dialoge schreiben und gezielt auf Kommentare reagieren.
Die Pros: Was macht KI-Influencer*innen so spannend?
- Skalierbarkeit und Effizienz
KI-Influencer*innen sind echte Dauerperformer: Sie erstellen Content rund um die Uhr, in mehreren Sprachen und auf verschiedenen Plattformen. Ein virtueller Avatar ist immer online, immer erreichbar, hat nie Urlaub, ist nie krank. Diese konstante Präsenz kann die Bindung zwischen Marke und Community deutlich stärken. Dank ihrer enormen Skalierbarkeit und präzisen Steuerung lassen sich Kampagnen mit KI-Influencer*innen schnell anpassen, global in anderen Sprachen übersetzen und dabei Kosten sowie PR-Risiken (keine Skandale) gering halten. Das macht sie zu einem effizienten und planbaren Werkzeug im Marketing.
- Datenbasierte Zielgruppenansprache
Künstliche Intelligenz kann analysieren, was Zielgruppen interessiert, bewegt und motiviert. Auf Basis dieser Daten entstehen personalisierte Geschichten, Empfehlungen und passgenauer Content. Durch den Einsatz von Deep-Learning-Algorithmen können Trends zudem automatisch erkannt und unmittelbar in Kampagnen integriert werden.
- Konsistente Markenbotschaft
Ein KI-Avatar lässt sich perfekt auf die Markenidentität abstimmen – vom Aussehen über Sprache und Akzent bis hin zu Werten und Stil. Selbst das Umfeld, in dem der Avatar agiert, kann realistisch oder bewusst futuristisch gestaltet werden. So entsteht ein einheitlicher Markenauftritt, der Wiedererkennung schafft und kreative Freiheit ermöglicht – ohne Abweichungen von der Corporate Identity.
Die Cons: Wo liegen die Grenzen und Risiken?
- Verlust von Authentizität und Vertrauen
So perfekt KI-Influencer*innen auch wirken – genau darin liegt ihre Schwäche. Hinter den makellosen Gesichtern steckt keine echte Persönlichkeit, keine Erfahrung, kein Gefühl. Ihre Empfehlungen entstehen nicht aus Überzeugung, sondern sind kalkuliert programmiert. Das kann bei Nutzer*innen Zweifel wecken: Wie glaubwürdig ist ein Avatar, der zwar sympathisch auftritt, aber letztlich nur nach Plan spricht?
Künstliche Intelligenz kann Inhalte immer präziser auf individuelle Vorlieben zuschneiden. Das birgt auch Risiken. Wenn Social-Feeds immer weniger unterschiedliche Inhalte, Meinungen oder Lebensrealitäten zeigen, entstehen digitale Echokammern: abgeschottete Räume, in denen andere Meinungen kaum noch vorkommen. Das kann Manipulationen und stereotype Denkmuster fördern sowie die eigene Kaufentscheidung einschränken.
- Veränderung der Community-Kultur
Ein aktueller Trend zeigt: Viele Nutzer*innen ziehen sich von großen Social-Media-Plattformen zurück und suchen wieder den direkten, persönlichen Austausch, etwa in kleineren Communitys, Gruppen oder Chats. Diese leben von echten Geschichten, Emotionen und spontanen Momenten. Ob KI-Influencer*innen diese menschliche Nähe und emotionale Tiefe jemals wirklich nachbilden können, bleibt fragwürdig.
Lohnt es sich? Eine erste Einschätzung
KI-Influencer*innen machen mit ihrem riesigem Potenzial, der effizienten Skalierbarkeit und dem minimalem Risiko neugierig. Sie sind immer verfügbar, planbar und grenzenlos kreativ einsetzbar. Echte Influencer*innen hingegen punkten mit dem, was keine KI imitieren kann: Vertrauen, Nähe, Emotion und Glaubwürdigkeit.
Kann das Zusammenspiel beider Ansätze zum Erfolg führen? Ein möglicher Ansatz: KI-Influencer*innen gezielt dort einsetzen, wo es um Reichweite, Datenauswertung, Trendanalyse und kreative Content-Produktion geht. Und menschliche Influencer*innen dort einbinden, wo Echtheit, Persönlichkeit und Community-Bindung entscheidend sind – etwa in langfristigen Kooperationen, Storytelling oder Live-Formaten.
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