Kreativität und KI für KMU: Unsere KI-Trainerin Kristina zeigt wie’s geht


1. März 2025 | Von Kristina Bodrozic-Brnic

„KI ist wie ein riesiger Spielplatz – solange man sich traut, einfach mal draufloszuspielen.“ Mit dieser Aussage macht unsere KI-Trainerin Kristina Bodrožić-Brnić deutlich, wie spannend und zugänglich Künstliche Intelligenz (KI) sein kann – auch für kleine und mittlere Unternehmen oder das Handwerk. Die Kombination aus KI und menschlicher Kreativität bietet vielfältige Möglichkeiten, um aktuelle Herausforderungen zu bewältigen und neue Wachstumspotenziale zu erschließen.

Genau hier setzt unser Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur an: Wir unterstützen Betriebe dabei, KI-Technologien praxisnah zu verstehen und erfolgreich in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Als Teil des bundesweiten Netzwerks Mittelstand-Digital, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, treiben wir so die Digitalisierung im Mittelstand aktiv voran. In den kommenden Monaten stellen wir Ihnen weitere KI-Trainer*innen und ihre Arbeit vor – damit Sie aus erster Hand erfahren, wie wir Sie bei der Umsetzung innovativer KI-Lösungen unterstützen können.

Kristina, wie bist du zur Künstlichen Intelligenz gekommen?

Ich habe Sinologie und Ostasiatische Kunstgeschichte studiert und war schon immer fasziniert davon, wie sich Kunst, Kultur und Technologie gegenseitig beeinflussen. Als ich dann 2019 das erste Mal mit Mittelstand-Digital in Berührung kam, wurde mir klar, dass viele Unternehmen zwar „KI-ready“ sind, aber häufig in der Umsetzung hadern – gerade, weil Mitarbeitende Berührungsängste haben. Da kam mir die Idee, künstlerische und kreative Ansätze einzubringen, um dieses Skepsis-Level zu senken. Wenn KI nämlich als etwas „menschengemachtes“ verstanden wird, fühlt sie sich viel weniger abstrakt an. Seit 2022 bin ich im Projektmanagement und in der Forschung im Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur mit diesen Themen präsent.

Warum ist Kreativität in Kombination mit KI so wertvoll?

Ich würde sagen: Stell dir vor, du hast ein riesiges Datenmeer vor dir und musst daraus Erkenntnisse gewinnen, hast aber auch ein Bauchgefühl und kreative Impulse im Hinterkopf. KI hilft dir, in diesem Datenmeer extrem schnell Muster zu finden. Deine Kreativität sorgt dann dafür, diese Ergebnisse sinnvoll zu interpretieren und neue Ideen zu entwickeln. Die künstliche Kreativität, die in Generativer KI zum Vorschein kommt, kann einem dabei viel Zeit einsparen. Ergebnisse sollten aber immer kritisch betrachtet und gegebenenfalls nachbearbeitet werden. Du bleibst der/die Akteur:in, die/der bestimmt, welche Fragen die KI löst – die KI unterstützt dich lediglich mit einer enormen Rechenpower und bringt dich auf neue Ideen und Strategien, die du allein vielleicht nicht so schnell hattest.

Wie können künstlerische KI-Anwendungen dabei helfen, Ängste vor KI in der Arbeitswelt abzubauen? 

Die Workshops, die wir veranstalten, sind fast immer spielerisch angelegt. Dort kannst du KI-Tools ausprobieren, die Gedichte übersetzen oder Bilder in Echtzeit assoziieren. Wenn du das erlebst, merkst du relativ schnell, dass KI nicht „magisch“ ist. Sie kann viel, aber sie ist ohne dich als Menschen eigentlich ziemlich limitiert. Dadurch sehen die Teilnehmenden die Technologie mit ganz neuen Augen und merken: „Hey, ich habe hier immer noch die Kontrolle und KI ist nur ein Werkzeug.“ Diese Erkenntnis nimmt sehr viel Schrecken und macht stattdessen Lust, mehr zu experimentieren. Ich schule also ganz bewusst “Co-Creation” mit KI, ein Begriff den kürzlich erst eine Interview-Gästin in meinem Podcast “Kreativität und KI” zu einem Ihrer Begriffe des Jahres erklärte

Warum ist ein kreativer KI-Einsatz gerade für mittelständische Unternehmen sinnvoll?

KMU haben oft weniger Zeit und Geld für endlose Experimente mit Hightech-Lösungen. Wenn du dann aber eine kreative KI-Anwendung zeigst, die man in wenigen Stunden oder sogar Minuten ausprobieren kann, kommt schnell dieses „Wow, wir können das“-Gefühl auf. Das senkt die Hürden: Du brauchst keinen aufwendigen Plan mit vielen finanziellen Ressourcen, um einzusteigen. Du setzt dich einfach kurz hin, probierst ein Tool aus, gestaltest vielleicht ein eigenes kleines Projekt – und hast recht schnell greifbare Ergebnisse, die beispielsweise in Geschäftsprozessen oder im Marketing helfen können.

Wie integrierst du den menschzentrierten Ansatz in deine Forschung?

Wir nutzen in meinen Workshops ein dreiteiliges Modell. Erstens erklären wir, was KI eigentlich ist (und was nicht). Zweitens geben wir den Teilnehmenden die Möglichkeit, direkt mit kreativen KI-Tools zu spielen. Drittens reflektieren wir in einer moderierten Runde die Erlebnisse und Eindrücke. Der Clou ist, dass du dich dabei nicht nur theoretisch mit KI auseinandersetzt, sondern ganz konkret feststellst: „Das sind meine Ideen, die KI unterstützt mich nur.“ Diese bewusste Reflexion sorgt oft dafür, dass viele Schwellenängste abfallen und ein konstruktiver Austausch entsteht.  

Kannst du ein Beispiel nennen, wie KI-Akzeptanz in Unternehmen gesteigert wurde?

Ein sehr gutes Beispiel ist unser Initialprojekt „Untitled“ von den Künstler:innen Graziele Lautenschlaeger, Fabrizio Poltronieri und Radamés Ajna. Da geht es um ein Gedicht namens „Traduzir-se“, das ursprünglich vom namhaften Dichter Ferreira-Gullar im brasilianischen Portugiesisch verfasst wurde. Das von den Künstler:innen erstellte Werk übersetzt das Gedicht in verschiedene Sprachen und in Videosequenzen. Teilnehmende entdecken dabei ganz direkt, was KI gut kann – aber auch, wie schnell sie an ihre Grenzen stößt, wenn es um menschliche Kreativität geht, die auch mal nicht akkurat sein darf. Einige Anwender:innen haben nach dieser Erfahrung gesagt, dass sie KI im Unternehmen viel lockerer und neugieriger angehen. Denn sie verstehen besser, dass KI weder perfekt noch unfehlbar ist, aber eben doch ein starkes Hilfsmittel sein kann.  

Welche langfristigen Strategien empfiehlst du für die Implementierung von KI und die Mitnahme der Mitarbeitenden?

KI kann nicht mehr verschwinden – sie wird vielmehr immer selbstverständlicher und auch besser, wenn wir verantwortlich mitsteuern. In vielen Studien der letzten Jahre geben aber weniger als die Hälfte aller Beschäftigten an, überhaupt ausreichend über KI informiert zu sein. Deshalb brauchen Unternehmen dringend Räume, in denen sie experimentieren und spielerisch lernen können – und das ist auch im Rahmen des EU AI Acts, der KI-Verordnung der Europäischen Union, sehr spannend, die KMU mit Einsatz von eigener KI auch dazu verpflichtet, in diesem Bereich intern weiterzubilden, oder externe Fachleute heranzuziehen. Dazu gehört natürlich auch, Raum für kritische Fragen, Feedback und Fehler. Ich glaube, dass wer jetzt schon „Kreativität plus KI“ als Lernprinzip etabliert, wird Mitarbeitende leichter mitnehmen und in Zukunft viel flexibler auf neue Technologien reagieren können – seien es komplexere KI-Modelle oder sogar der Sprung in die Quantencomputing-Welt, die irgendwann bald uns als nächste Revolution im Office bevorsteht.  


Über die KI-Trainerin: 

Kristina Bodrožić-Brnić ist KI-Trainerin, KI-Forscherin und Hochschuldozentin. Sie ist spezialisiert auf die Schnittstelle zwischen Kreativität und Künstlicher Intelligenz und integriert in ihrem Forschungs- und Transferansatz technologische Innovation mit einer Mensch-zentrierten Perspektive. Sie untersucht, wie KI kreative Prozesse fördern und damit menschliche Potenziale insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erweitern kann. Ihr Fokus liegt auf der Nutzung von KI als Werkzeug zur Steigerung von Technologieakzeptanz und als Katalysator für interdisziplinäre Co-Kreation. Durch ihre Arbeit zeigt sie, wie KI nicht nur die Prozesseffizienz verbessern, sondern auch neue Dimensionen der Kreativität bei Führungskräften in Unternehmen, in Bildungseinrichtungen und in Kunst und Kreativwirtschaft erschließen kann. 

Kontaktmöglichkeit

Kristina Bodrozic-Brnic

kristina.brnic@businessschool-berlin.de

+49 331 / 730404 - 304

SCHLAGWORTE