Die diesjährige Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) fand in der letzten Juniwoche auf dem Messegelände des Berlin ExpoCenter Airport statt. Innovative Technologien konnten in diesem Jahr endlich wieder aus der Nähe bestaunt und befühlt werden. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Transformationsprozesse spielten hier eine große Rolle.
Die Hauptstadtregion war mit diversen regionalen Unternehmen mit einem wirkungs- vollen Gemeinschaftsstand der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB) auf der ILA vertreten. Unternehmerinnen und Unternehmer aus Berlin und Brandenburg nutzten die Gelegenheit, am gemeinsamen Messestand sowohl eigene Produkte vorzustellen, als auch neue Kontakte für internationale Businessaktivitäten zu knüpfen.
Das brandenburgische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE) vertiefte auf der ILA seinen Schwerpunkt der Förderung außenwirtschaftlicher Aktivitäten in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).
In diesem Zusammenhang veranstaltete das MWAE auf der ILA in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg, den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg (UVB), dem Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz e.V. (BBAA) und dem Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur am 24. Juni 2022 den Workshop Ready for TakeOff – Erfolgsfaktor Außenwirtschaft.
Das ILA-Umfeld wurde bewusst gewählt, denn die Luft- und Raumfahrtindustrie ist ein Spiegelbild dessen, was wir in der gesamten Industrie erleben. Die Unternehmen in der Luftfahrtzulieferindustrie befinden sich in einem intensiven Strukturwandel, um die globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Nationale und regionale Aktivitäten verbinden sich mit internationalen Netzwerken. Internationale Kooperationsbereitschaft und unternehmerische Flexibilität werden zum zentralen Erfolgsfaktor. Dies gilt für große Hersteller ebenso wie für regionale Zulieferunternehmen.
Eingeladen zu dem Workshop Ready for TakeOff – Erfolgsfaktor Außenwirtschaft waren Expertinnen und Experten, die sich über die aktuelle Lage außenwirtschaftlicher Aktivitäten austauschten und zugleich Neuorientierung und Mut in Fragen der Internationalisierung trotz enormer Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und den Russisch-Ukrainischen Krieg förderten. Denn internationale Geschäftsbeziehungen öffnen Marktperspektiven und neue Potenziale. Innovationen und digitale Kompetenzen spielen dabei eine wichtige Rolle, gerade auch in kleinen und mittleren Unternehmen.
Zugleich erleben wir aktuell, dass sich bewährte Strukturen mit großer Dynamik verändern. Veränderungsbereitschaft und Zukunftsorientierung sind wichtiger denn je, gerade wenn es um außenwirtschaftliche Aktivitäten geht. In dem Workshop schauten wir deshalb gemeinsam nach vorne und erörterten folgende Fragen:
- Wie nutze ich internationale Marktchancen?
- Wie gehe ich international wettbewerbsfähige Strategien an?
- Wie entwickle ich Stärke in unsicheren Zeiten?
Den Auftakt des Workshops bildete das Grußwort von Hendrik Fischer, Staatssekretär im brandenburgischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie. Herr Fischer machte deutlich, dass Außenhandel nach wie vor ein wichtiger Wachstumsträger ist und es dem MWAE deshalb ein besonderes Anliegen ist, kleine und mittlere Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte zu unterstützen.
Den anschließenden Praxisdialog führte der Moderator des Workshops, Thomas Thiessen, Leiter des Mittelstand-Digital Zentrums Zukunftskultur, mit Henrike Fabienke aus dem Business Development Management bei der X2E Aerospace Technologies GmbH und mit Kai Michael Lembke, Geschäftsführer der HWL-Löttetechnik GmbH. X2E Aerospace Technologies entwickelt Systeme für zivile Luftfahrtanwendungen, u. a. im Bereich klimaneutraler und effizienter Antriebskonzepte. HWL Löttechnik bietet Lösungen rund um das Thema Wärmebehandlung u. a. für Unternehmen der Luft- und Raumfahrt und des Fahrzeugbaus.Im Gespräch mit Thomas Thiessen reflektierten sie unter dem Titel „Außenwirtschaft in unsicheren Zeiten – jetzt erst recht“ über die Herausforderungen, die vor allem durch die Verknappung von Materialien, unterbrochene Lieferketten und durch in die Höhe geschossene Marktpreise in ihren Unternehmen entstehen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten von diesen beiden Beispielen, dass vor allem die Neuorientierung und der kreative Umgang mit Krisen sowohl zum Erhalt als auch für die weitere Entwicklung der Geschäftsfelder essenziell sind – ganz nach dem Motto: wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere. Schlüsselfaktoren hierbei sind Forschung und Entwicklung.
Unternehmen müssen sich noch intensiver damit auseinandersetzen, was ihre Kundinnen und Kunden wirklich brauchen und welche Technologien bei der Gestaltung zukunftsfähiger Produkte und Dienstleistungen sinnvoll eingesetzt werden können. Die Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschulen ist dabei eine wichtige Komponente.
Als zentrale Aspekte des Gesprächs stellten sich folgende drei Prämissen heraus:
- Die aktuellen Veränderungen fordern, die Wertschöpfung flexibel zu gestalten und gerade jetzt den Schritt in internationale Märkte zu wagen, auch wenn andere zögern.
- Innovationsfähigkeit wird zum zentralen Verkaufsfaktor. Eine international wettbewerbsfähige Innovationskultur fordert Forschung und Entwicklung, auch in KMU.
- Das höchste Gut ist und bleibt die Belegschaft. Ein attraktives Arbeitsumfeld und eine Entwicklungsperspektive auch mit internationalen Entwicklungschancen wird zum wesentlichen Attraktionsfaktor eines wirkungsvollen Employer Brandings.
„Wie mit Veränderungen umgehen? Handeln in einer agilen Welt“.
Unter diesem Titel erklärte Martin Talmeier, Projektleiter und Coach am Hasso-Plattner-Institut, wie man Gelegenheiten für außenwirtschaftliche Innovationen und Aktivitäten wahrnehmen oder entwickeln kann. Er veranschaulichte, dass bei der Lösungsfindung nicht immer die rational errechnete Lösung die beste ist, sondern manchmal jene, die von Menschen innerhalb eines Unternehmens selbst auf Grundlage eines tatsächlichen Bedarfs herausgearbeitet wird. Nicht nur vorhandene Ressourcen und angeeignetes Wissen sind für das Vorantreiben von Innovationen und außenwirtschaftlichen Aktivitäten wichtig; auch die eigene innere Haltung von Führungskräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trägt dazu bei, Veränderungen erfolgreich zu gehen.
Angst vor Veränderung, Vermeidung von Fehlern und auch das Festhalten an eigenen Überzeugungen hindert nach wie vor viele daran, neue Wege einzuschlagen und notwendige Prozesse im Unternehmen anzustoßen. Und immer sollten Nutzerinnen und Nutzer im Mittelpunkt stehen, weil ein nutzerzentriertes Denken Zugang zu international wettbewerbsfähigen Innovationen schaffen kann. Sehr hilfreich dabei sind bewährte Methoden wie beispielsweise SCRUM oder Design Thinking, die konsequent die Perspektive der Kundinnen und Kunden und der Märkte einnehmen.
Volker Schulte, Professor für Gesundheitsmanagement an der Hochschule Nordwestschweiz, rundete den Workshop Ready for TakeOff – Erfolgsfaktor Außenwirtschaft mit einem profunden Beitrag zum agilen Mindset ab. Auch bei großen Krisen seien manchmal die kleinen Dinge am wichtigsten, wie die Kontaktpflege zu bestehenden Businesskontakten, und auch das direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Wenn es um die Einführung neuer digitaler Technologien oder den Start außenwirtschaftlicher Aktivitäten gehe, sei es wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng in den Veränderungsprozess einzubeziehen und zu beteiligen.