Der Abschluss unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft an Tag 6 führte uns zur
elobau GmbH ins Allgäu. In den Räumlichkeiten des Unternehmens, das für seine nachhaltigen Bedienelemente bekannt ist, konnten wir in der Werksführung hinter die Kulissen blicken und mehr über ihren Ansatz zur Kreislaufwirtschaft und die Bedeutung von Netzwerken erfahren. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Begegnung mit weiteren nachhaltigen Unternehmen aus der Region, die uns ihre Geschäftsmodelle vorstellten.
Der Schwerpunkt des Tages lag auf der Bedeutung von Netzwerken für den Erfolg der Kreislaufwirtschaft. Dies wurde in der Abschlussdiskussion mit hochkarätigen Speakern aus der Branche deutlich, die ihre Erfahrungen und Einsichten teilten.
Begrüßung und Input
Nach einer kurzen Fahrt von München ins wunderschöne Allgäu erreichten wir Leutkirch. Mit rund 1.300 Beschäftigten in 48 Niederlassungen und Partner, davon 1.000 Beschäftigte in Leutkirch vor Ort, zählt elobau zu einem der größten Arbeitergebern der Umgebung.
Highlights der Veranstaltung
Werksführung bei elobau
Nach einer herzlichen Begrüßung von Leiter Nachhaltigkeit Pascal Schwarz folgte eine Führung durch die Produktionsstätten von elobau. Hier erfuhren wir, wie elobau soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit im täglichen Geschäft umsetzt.
Die Firma elobau zeichnet sich durch ihre nachhaltigen und innovativen Ansätze aus, die sie zu einer Vorreiterin im Bereich der Kreislaufwirtschaft machen. Neben begrünten Dächern, Bienenstöcken, Solaranlagen und einer nachhaltigen Hallenkonstruktion, zeigte Pascal Schwarz uns den Produktionsablauf. Nicht zu Unrecht gewann das Unternehmen für seine Architektur mehrere Auszeichnungen. Unsere Eindrücke der Werksführung fassen wir euch demnächst in einem weiteren Praxisbeispiel zusammen.
Nachhaltigkeit in Aktion
Nach der Führung stellte uns Pascal Schwarz die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens vor. In seinem Vortrag erläuterte er den nachhaltigen Aufbau einzelner Bedienelemente und zeigte, in welchen Bereichen sich das Unternehmen in Bezug auf soziale Verantwortung stark macht.
Schwarz erläuterte beispielsweise anhand der Stiftung elobau, wie Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden. Das Unternehmen, das zunächst inhabergeführt war, hat sich im Laufe der Jahre zu einer Stiftung entwickelt. Das Geschäft wird aktuell in einem Doppelstiftungsmodell geführt. Schwarz betonte, dass der Unterschied in Eigentum und Verantwortung liege: Die Stiftung, die das Eigentum besitzt, hat keine Entscheidungsmacht, während die Stiftung, die die die Verantwortung trägt, kein Eigentum besitzt, aber die Entscheidungen trifft.
Der Sinn dieser Stiftung ist es, dass Entscheidungen unabhängig von persönlichem Profitinteresse getroffen werden können und stets im Sinne der Nachhaltigkeit und des langfristigen Unternehmenserfolgs liegen. Dadurch wird sichergestellt, dass strategische Überlegungen zur Unternehmensentwicklung von Profitgedanken getrennt sind, was egoistische Prozesse verhindert und sicherstellt, dass Entscheidungen im besten Interesse des Unternehmens und seiner nachhaltigen Ziele getroffen werden.
Pascal Schwarz, Nachhaltigkeitsmanager bei der elobau GmbH
Diese und weitere spannende Insider findet ihr hier im Video:
Ein Kreislauf gelingt nur zusammen – KMU und nachhaltige Netzwerke
Nach der Vorstellung von elobau folgte unsere Abschlussdiskussion. Uns interessierte, wo wie können Netzwerke kleine und mittlere Unternehmen bei der Kreislaufwirtschaft unterstützen können. Wir lernten dabei spannende Unternehmen & Mitglieder des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft (BNW) sowie zirkuläre Vernetzungsangebote aus der Region kennen.
Kreislaufwirtschaft inspired by nature
Den Anfang machte dabei Samuel Waldeck, CEO, SHIFT GmbH – Zirkuläres Smartphone. Kreislaufwirtschaft ist bei SHIFT seit der Gründung das Hauptthema. Das Familienunternehmen konzentriert sich auf die Herstellung von fairen und reparierbaren Smartphones. Ihre Philosophie basiert darauf, so viel Gutes wie möglich zu tun und dabei minimalen Schaden anzurichten. SHIFT hält bewusst Investoren und Banken außen vor, um die volle Kontrolle über ihre nachhaltigen Projekte zu behalten. Ihre Produktionsstätten in China arbeiten nach den Prinzipien fairer Arbeit. Das Unternehmen setzt sich für ethische Produktion und nachhaltige Entwicklung ein.
Samuel Waldeck, CEO der SHIFT GmbH
Wir fühlen uns in unserer Region sehr wohl und sind immer wieder inspiriert von der Natur und den natürlichen Kreisläufen. Da die Idee, Dinge weiterzuverwenden und anzubauen, um den Kreislauf zu erhalten, uns schon lange fasziniert, haben wir überlegt, wie wir das in unseren Produkten implementieren und als Unternehmen leben können.
Gerade bei einem Produkt wie Smartphones sei aufgrund der Beschaffenheit Kreislaufwirtschaft ein herausforderndes Thema. Waldeck und sein Team konzentrierten sich zunächst auf das Thema Lebensdauer und starteten den Versuch, Geräte zu entwickeln, die durch ihre Reparierbarkeit möglichst langlebig sind. Dabei setzt SHIFT im Gegensatz zur linearen Kreislaufwirtschaft auf aktuell13 SHIFTcycles.
Was im Einzelnen unter den Cycles zu verstehen ist und wofür sich das Unternehmen zusätzlich einsetzt, könnt ihr hier in diesem Video erfahren:
In Kreisen denken
Eveline Lemke, Gründerin von Thinking Circular, Staatsministerin a.D. und Sprecherin der Fachgruppe Kreislaufwirtschaft des BNW e.V. ergänzte in ihrer Vorstellung, wo sich bereits spannende Kooperationen gefunden haben und wo sich Unternehmen melden können, wenn sie an Kooperationen oder Informationen interessiert sind.
Thinking Circular ist eine Denkfabrik, die sich auf Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Entwicklung konzentriert. Laut Lemke bietet die Organisation Beratungsleistungen, Bildungsangebote und Forschung an, um Unternehmen dabei zu unterstützen, zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Ihr Ziel ist es daher, ressourcenschonende und umweltfreundliche Lösungen zu fördern, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bieten.
Meine Karriere begann auf dem Schrottplatz: Als gelernte Stahlkauffrau habe ich mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Hamburger Hafen damit auseinandergesetzt, was mit den Autoteilen und geschredderten Metallresten passiert. Etwa mit der Schredderschlacke, die damals noch als Düngemittel auf die Felder ging und die vor allem aus Plastik, geschmolzenen Farbresten, Gummireifen etc. bestand. Das war meine persönliche Motivation, mich auf die Reise zu begeben.
Eveline Lemke, Gründerin Thinking Circular
Erst später studierte Lemke Ökonomie und begab sich in die Politik. Doch der Beginn ihrer Karriere sei neben der Energiewende und dem Ausstieg aus der Atomkraft ein wesentlicher Antrieb gewesen.
Sind Netzwerke wichtig oder nicht wichtig? Ich sage: super wichtig! Nur durch unsere Netzwerke konnten wir die Bewegung in Gang setzen. Gegenseitig stärken, Auftrieb geben und voneinander lernen – das alles ist möglich, weil wir gemeinsam identifiziert haben, wo die Politik handeln muss. Und das geht nur in der Praxis!
Eveline Lemke, Gründerin Thinking Circular
In ihrer heutigen Rolle berät Lemke Unternehmen, die sich nun selbst auf den Weg machen, nutzt ihre politischen Erfahrungen und bietet
Bildungsprodukte an. Unter anderem stellte Lemke das Circular Cascade Programm vor. Das EU-geförderte Programm unterstützt die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft durch Schulungen, Beratung und Netzwerkbildung.
Es bietet Werkzeuge und Anleitungen, um Unternehmen und Organisationen bei der Implementierung zirkulärer Geschäftsmodelle zu helfen. Das Programm zielt darauf ab, Innovationen zu fördern, Ressourcen effizient zu nutzen und nachhaltige Geschäftsstrategien zu entwickeln, indem es Teilnehmende mit Expert*innen und gleichgesinnten Unternehmen vernetzt, um den Austausch bewährter Verfahren zu erleichtern und die Umsetzung nachhaltiger Projekte zu unterstützen. Darüber hinaus werden praxisnahe Lösungen präsentiert, die die Teilnehmer direkt anwenden können.
Die Vorstellung von Thinking Circular durch Eveline Lemke und viele wichtige Informationen zur politischen Lage in der Kreislaufwirtschaft findet ihr hier in diesem Video:
Partnerschaften und Netzwerke als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft
Niclas-Alexander Mauss, Co-Founder Circular Republic, ein Netzwerk für Start-Ups & Unternehmen, berichtete von seinen aktuellen Vorhaben. Die Transformation von Lorenz Meters (Rückblick Tag 2 unserer Reise) von einem linear geführten Unternehmen hin zur Kreislaufwirtschaft, war der Usecase, welcher Auslöser für sein Interesse an der Kreislaufwirtschaft war. Nun ist er in mehreren Verbänden und Organisationen beteiligt.
UnternehmerTUM beispielsweise ist ein Innovations- und Gründerzentrum in Deutschland. Es bietet Start-ups und etablierten Unternehmen Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Geschäftsmodellen, Produkten und Dienstleistungen. UnternehmerTUM bietet umfassende Angebote wie Coaching, Finanzierung, Netzwerkzugang und Infrastruktur, um die Innovationskraft zu stärken und den Markteintritt zu erleichtern. Das Zentrum fördert Unternehmertum und Technologieentwicklung durch Programme und Partnerschaften mit Industrie und Wissenschaft.
UnternehmerTUM ist Europas größtes Zentrum für Gründung und Innovation und inzwischen eine riesige Start-up-Fabrik. Ein perfektes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer von der ersten Idee bis zur Marktführerschaft oder dem ersten Börsengang.
Niclas-Alexander Mauss, Co-Founder Circular Republic
Aufbauend auf diesem wahrhaftigen Schatz, entwickelte Mauss mit seinem Team die Circular Republic. Circular Republic ist ein Netzwerk und eine Plattform, die Start-ups und Unternehmen bei der Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützt. Sie bieten Schulungen, Ressourcen und Verbindungen zu Investoren und Partnern, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern. Circular Republic zielt darauf ab, innovative Lösungen zu entwickeln und zu skalieren, die den Übergang zu einer ressourceneffizienten und abfallfreien Wirtschaft ermöglichen. Ihr Fokus liegt auf der Förderung von Kollaboration und Wissensaustausch innerhalb der Kreislaufwirtschaftsgemeinschaft.
Im ersten Schritt ist Kreislaufwirtschaft gesellschaftlich ein Erkenntnisproblem, doch im weiteren Schritt ist es in jedem Fall ein Umsetzungsproblem. Und vor allem eines, das kein Unternehmen alleine schafft. Man braucht Partnerschaften und Netzwerke entlang der Wertschöpfungskette. Ohne die geht es nicht – egal in welcher Branche, in welcher Größe oder Form. Genau auf diese Nische zielt Circular Republic ab und unterstützt Unternehmen dabei, geeignete Kooperationen ausfindig zu machen.
Niclas-Alexander Mauss, Co-Founder Circular Republic
Die Vorstellung von Circular Republic und UnternehmerTUM findet ihr im Video:
Kreislaufwirtschaft im Messebau
Wolfgang Endel, Geschäftsführer von eKonzept, berichtete, dass das Unternehmen jährlich etwa 60 Projekte europaweit durchführt. eKonzept setzt sich für mehr Nachhaltigkeit im Messebau ein, indem es auf Materialien setzt, die möglichst wiederverwendet werden können. Diese Praxis minimiert Abfall und fördert eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft innerhalb der Branche.
Endel und die Nachhaltigkeitsmanagerin Anja Stärk von eKonzept betonten, dass sie dabei konstruktiv und mit viel Vorbereitung vorgehen, um Ressourcen möglichst gezielt einzusetzen. Messebau ist schließlich ein ressourcenintensiver Bereich.
Da wir das Unternehmen sind, dass Informationen vermittelt, haben wir eine Verantwortung und müssen vorleben. Wir kommen aus einer regionalen Umgebung, haben viele BIO-Bauern um uns herum, haben viel Natur und so bin ich auch selbst groß geworden. Der Gedanke Nachhaltigkeit war also schon immer präsent. Aber jetzt, da wir mit anderen Firmen arbeiten, müssen wir schauen, wie wir denn tatsächlich nachhaltig sein können. Wir machen uns daher Gedanken, was wir auch als kleinere Firma für einen Unterschied machen können. Wie wird etwas konstruiert? Wie stellen wir es her? Wie erhalten wir die Ware wieder zurück, um sie weiterzuverwenden?
Wolfgang Endel, Geschäftsführer von eKonzept
Teppichböden im Messebau sind ein herausforderndes Thema. Endel erklärte, dass es erste Gespräche mit Lieferanten gebe, die bereit sind, Materialien zurückzunehmen. Erste Fortschritte sind bereits sichtbar. Auch in Netzwerken wie der IG Messewesen oder dem Wangener Wirtschaftskreis engagiert sie das Unternehmen und arbeitet mit dem Unternehmen KlimAktiv an einem CO2 Rechner, der es möglich machen soll die Daten einzelner Messeständ zu nutzen, um den CO2 Fußabdruck messbar und so vergleichbar zu machen.
Die Vorstellung von eKonzept und was sich im Bereich Messebau ändert, findet ihr hier im Video:
Netzwerkbildung
Und auch in dieser Veranstaltung war der Konsens schnell gefunden: Kreislaufwirtschaft braucht Netzwerke und Kooperationen. So nutzten die Teilnehmenden die Mittagspause für einen Austausch.
Exklusivworkshop der Reisegruppe
Die Exklusivworkshops unserer Reise für Teilnehmende, die sich für die komplette Reise angemeldet hatten, basierten auf der agilen Projektmanagementmethode OKR. Ziel der Workshops war es, eigene Anwendungsfälle für das jeweilige Unternehmen zu entwickeln und sich mittels der Lerngruppe auszutauschen und einen Einblick in andere Branchen oder Unternehmen zu gewinnen. An diesem Tag begaben sich die Teilnehmenden mit den vorgestellten Akteuren Schwarz (elobau), Waldeck (SHIFT), Lemke (Thinking Circular), Mauss (Circular Republic) sowie Endel und Stärk (eKonzept) in eine Diskussion.
Erkenntnisse
Welche Erkenntnisse die Teilnehmenden auf ihrer gemeinsame Reise in die Kreislaufwirtschaft gewonnen haben, erfahrt ihr bald in einem weiteren Artikel, der die Erfahrungen der Reisegruppe zusammenfasst.
Reflexion und Ausblick
Unsere Reise in die Kreislaufwirtschaft Edition Süd endete mit dieser Veranstaltung. Wir freuen uns sehr, so viele inspirierende Akteure, Projekte und Unternehmen kennengelernt und vor allem vernetzt zu haben. Wir haben unsere Eindrücke und Führungen in Form von Tagebüchern zusammengefasst. Alle Tagebücher, Links zu den Praxisbeispielen und Informationen zum Format der Veranstaltungsreihe sind auf unserer Landingpage zu finden.
Mit großer Vorfreude blicken wir auf unsere nächste Reise in die Kreislaufwirtschaft. Ihr möchtet Teil dieser Reise als Teilnehmende oder als Unternehmen sein? Ihr seid bereits als Vorreiter unterwegs oder auf der Suche nach Austauschpartner*innen? Dann kontaktiert uns unter zukunftskultur@hnee.de oder direkt über LinkedIn.
Partner
Die Nachhaltigkeitsreise war eine Kooperation der unten aufgeführten Mittelstand-Digital Zentren und des Bundesverbands Nachhaltiger Wirtschaft e.V.. Wir danken für die Unterstützung der vielen inhaltlichen Partner und Praxispartner sowie der Unternehmen, die ihre Tore für uns öffneten und die diese Reise in die Kreislaufwirtschaft erst möglich machten.
Kooperationspartner: