Die „Bewegte Pause“ On-Demand

Bildquelle: Canva Professional


3. November 2023 | Von Gerrit Neuhaus, Susann Feuerschütz

Ressourcen, vor allem Zeit und Personal, sind in Zeiten des Fachkräftemangels und multipler Krisen häufig knapp und sehr wertvoll. Die Digitalisierung bietet mit Blick auf eine Geschäftsmodellerweiterung Chancen, genau diese wertvollen Ressourcen einzusparen und dadurch mehr Zeit für die eigene Weiterentwicklung bzw. das Kerngeschäft zu erhalten. So entstehen schnell Ideen, wie etwa die eigenen Leistungen per Applikationen oder mithilfe anderer digitaler Services zusätzlich zu verkaufen. Natürlich ist dies Arbeit, die zunächst investiert werden muss, um später einen Mehrwert im Unternehmen und für die Kundschaft zu generieren. Wichtig ist dabei, auszuprobieren bzw. sicherzustellen, dass das erdachte Angebot zur Kundschaft passt.

Wir schauen in die Praxis und begleiten den selbstständigen Bewegungstrainer Fatih Böyük bei der Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells „Bewegte Pause“. Wir überprüften und verfeinerten mit ihm seine Idee, individualisierte Pakete seines Angebots der „Bewegten Pause“ online zu verkaufen und entwickelten zusammen erste Prototypen, die er testen kann.

AUSGANGSLAGE

Fatih Böyük ist Schmerzspezialist und arbeitet als Trainer für Online-Bewegungskurse sowie auch vor Ort in Eberswalde. Hier begleitet er seit drei Jahren einerseits Menschen, die ihr Berufsleben hinter sich haben und mit den Folgen davon kämpfen. Zum anderen gibt er Online-Kurse für Unternehmen rund um das Thema Bewegung zur Prävention, damit Teilnehmende lernen, wie sie fit bleiben können.

Herausforderung

Die Tätigkeiten von Fatih Böyük sind, obwohl sie bereits teilweise im digitalen Raum stattfinden (Online-Bewegungstrainings z.B. per Videokonferenzsoftware), immer noch zeitaufwändig. Die Live-Trainings sind persönlich und auf die Unternehmen zugeschnitten. Jedoch stellte Böyük einen gewissen Anteil an sich immer wiederholenden Tätigkeiten fest (z.B. bestimmte Übungen). Er fragte sich, wie man die ohnehin digitalisierten Inhalte noch besser nutzen bzw. aufbereiten könnte, sodass für ihn als Unternehmer und auch für die Firmen ein Mehrwert entstünde.

Das Ziel: Mehr Zeit zu haben für die Innovation in seiner Firma und eine noch bessere Kundenbetreuung z.B. von Kund*innen in Präsenz.

IDEEN UND BEDENKEN

Wie bei vielen Unternehmer*innen, sind auch Fatih Böyüks Ressourcen begrenzt. So kam die Idee auf, seine Trainingsinhalte in digitaler Form anzubieten. Dies würde einen zusätzlichen Cashflow bedeuten. Bei seiner zeitintensiven Tätigkeit würde dies die ökonomische Sicherheit seines Unternehmens erhöhen und er könnte sich besser auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Auch für die Unternehmskunden sieht Böyük einen Mehrwert, da sie im Vergleich zum Live-Training preisgünstiger an Maßnahmen für ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement kämen und so die Verbesserung sozialer Nachhaltigkeit auch für kleinere Unternehmen möglich wäre.

Er war jedoch unsicher, ob diese Idee wirklich die Nachfrage und Bedürfnisse seiner Kundschaft trifft. Hinzu kamen Bedenken, dass er wertvolle Kraft und Zeit vergeuden könnte, sollte die Lösung nicht erfolgreich sein.

Hilfe durch die Mittelstand-Digital Zentren

Bei der Analyse der Geschäftsmodelldigitalisierung und Potenzialprüfung der Ideen sind wir in mehreren Terminen zusammen folgende Schritte gegangen:

  1. Systematisierung der Idee: In einem Sparring sortierten wir die Ideen und dokumentierten diese in einem digitalen Whiteboard (Mural).
  2. Analyse von Kund*innenprofilen: Um ein besseres Verständnis der Kund*innenperspektiven zu erlangen, erarbeiteten wir mit Fatih Böyük zwei Personas auf Basis realer Kundschaft.
  3. Überprüfung des Wertangebotes: Das konkrete Wertangebot wurde formuliert und anhand eines Value Proposition Canvas mit den zuvor erarbeiteten Kundenbedürfnissen überprüft.
  4. Erstellung von drei Prototypen: Die Informationen aus den Personas und dem Value Proposition Canvas halfen bei der Planung und Erstellung von drei prototypischen digitalen Angeboten. Das Zentrum unterstützte in allen Phasen inklusive des Videodrehs und Schnittes.
  5. Auswertung/Abschlussgespräch: In einem Abschlussgespräch werden die Prototypen sowie der ganze Prozess gemeinsam bewertet und nächste Schritte für Fatih Böyük formuliert.

LÖSUNGEN

Die Erarbeitung mehrerer Personas als Beispiele für typische Kundschaft sowie die Analyse des Wertangebotes waren für Fatih Böyük sehr hilfreich in der Gestaltung eines ersten prototypischen Angebotes. Sein formuliertes Ziel war es, nach der Begleitung durch das Zentrum Zukunftskultur, ein kompaktes und modulares Angebot verschiedener Bewegungsvideos mit klassischen Übungen auszuarbeiten. Die Unternehmenskunden könnten sich daraus individuelle Bundles in Form einer „Bewegten Pause“ für ihre Angestellten zusammenstellen. Hierfür will er mit dem Zentrum drei kleine Prototypen (Videos) erstellen, die er dann z.B. mit seinem bereits bestehenden Kundenstamm testen und zur Produktreife weiterentwickeln könnte.

Ergebnis

Die Begleitung des Zentrums für eine digitale Geschäftsmodellerweiterung waren für Fatih Böyük sehr hilfreich. Durch die Personas und die Value Proposition Canvas entwickelte er einen belastbareren Überblick über Nachfrage und sein potenzielles „Wertangebot“. Die schnelle und kostengünstige Erstellung von Prototypen für ein Austesten der Skalierbarkeit und die tatsächliche Geschäftsmodellerweiterung empfand er als entlastend und als einen gangbaren Weg, um Innovationen auch als Kleinunternehmer auszuloten.

Projektstatus: abgeschlossen

100 %

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Gerrit Neuhaus

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