Ein Unternehmen möchte seine Effizienz in der Produktion steigern und entscheidet sich in diesem Zuge für die Einführung von Künstlicher Intelligenz. Dabei sollen Führungskräfte unterschiedlicher Abteilungen in den Innovationsprozess eingebunden werden. Ein mittelständisches Unternehmen aus Baden-Württemberg macht vor, wie es geht.
Die wenglor sensoric GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Tettnang, Baden-Württemberg. Sie ist auf die Herstellung von smarten Sensor- und Bildverarbeitungstechnologien spezialisiert. Mit rund 1000 Mitarbeitenden entwickelt wenglor innovative Lösungen zur Automatisierung von Prozessen in der Industrie.
Einführung von KI zur Steigerung der Produktionseffizienz
Die wenglor sensoric GmbH strebt in naher Zukunft die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) an, um die Effizienz in der Produktion zu steigern und den Ausschuss zu minimieren.
Meine Aufgabe ist es, Innovationen zu schaffen, vorausschauend zu arbeiten und nachhaltige, zielführende Lösungen zu erarbeiten, um unsere Produktion produktiver und effizienter zu machen und den Sprung auf die Industrie-4.0-Schiene zu schaffen.
Johannes Rist, Teamleiter Softwareentwicklung
Einbindung von Mitarbeitenden und bestehenden Daten
Die Mitarbeitenden sollen in den Innovationsprozess eingebunden werden, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen. Eine erfolgreiche Implementierung von Lösungen, die eine Grundlage in Künstlicher Intelligenz haben, bedarf einer plansicheren Datenstrategie und der Integration aller Beteiligten im Betrieb. Daten aus den Produktionsprozessen sollten sinnvoll erfasst und effizient verwertet werden.
Ziel war und ist es, Potenziale der Datengenerierung auszuschöpfen und eine Datenstrategie zu entwickeln, um die Nutzung bestehender Daten zu optimieren. Insbesondere in der Sensorenprüfung bei der Produktion soll KI implementiert werden, um Probleme in Maschinen frühzeitig zu erkennen. Zu möglichen Abweichungen in den Maschinen gehören beispielsweise Veränderungen in der Leitfähigkeit der Sensoren, die durch Verschleiß, Stromkreisunterbrechungen oder andere Störungen verursacht werden können. Diese Abweichungen frühzeitig zu identifizieren, ermöglicht
- Probleme schnell zu beheben,
- Produktionsprozesse zu optimieren,
- die Qualität der Produktion zu sichern und
- kostspielige Ausfälle zu vermeiden.
Doch wie können bereits vorhandene Daten und vorgegebene Maschineninfrastrukturen hierbei unterstützen?
Das Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur nutzte die Inhalte des Vorgesprächs als Grundlage für die Unterstützung einer maßgeschneiderten Strategie zur KI-Implementierung bei wenglor sensoric GmbH. In enger Zusammenarbeit mit Johannes Rist (Teamleiter Softwareentwicklung) wurden die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Unternehmens analysiert und in eine strukturierten Strategieentwicklung eingebunden. Um diese Strategie mit relevantem externen Fachwissen anzureichern, wurde innerhalb des Netzwerks der KI-Trainer*innen von Mittelstand-Digital nach geeigneten Experten gesucht. Dabei wurde Mario Luber vom Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg einbezogen, dessen Erfahrung und Expertise in der IoT-Architektur und Datennutzung einen wertvollen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts leisteten. Es wurden insgesamt drei Workshops durchgeführt, die sich wie folgt gestalteten.
1. Workshop – Auf dem Weg hin zur KI-Nutzung
Im Dezember 2023 wurde in Tettnang der Workshop „Mitarbeitende auf dem Weg zur KI mitnehmen / KI-Arbeitskreis effizient gestalten“ durchgeführt. Ziel dieses Workshops war es, die Mitarbeitenden der wenglor sensoric GmbH aktiv in den Prozess der KI-Implementierung einzubinden und ein gemeinsames Verständnis sowie eine einheitliche Strategie zu entwickeln. Unter der Leitung von Kristina Bodrožić-Brnić und Thomas Thiessen vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur wurde der Fokus auf die Kommunikation und Einbindung der Mitarbeitenden gelegt. Diese Einbindung ist entscheidend, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen, da die Akzeptanz und das Engagement der Mitarbeitenden als Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der digitalen Transformation und zur Optimierung der Produktionsprozesse durch KI identifiziert wurden.
2. Workshop – IoT-Architektur und Datennutzung
Im Januar 2024 wurde dann unter der Leitung von Mario Luber, Experte für vernetzte Produktion und KI im Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg, ein weiterer Workshop durchgeführt. Der Workshop hatte das Ziel, die spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten zur effektiven Nutzung von Daten bei der wenglor sensoric GmbH zu vertiefen. Zudem lag ein Schwerpunkt auf der Vernetzung verschiedener Systeme innerhalb des Unternehmens, um eine nahtlose und effiziente Datenverarbeitung zu gewährleisten. Diese Maßnahmen waren entscheidend, um die Grundlage für die Implementierung von KI-Technologien zu schaffen und sicherzustellen, dass die verschiedenen Abteilungen und Systeme harmonisch zusammenarbeiten können. Dies führte zu einer gesteigerten Effizienz und besseren Nutzung der vorhandenen Daten.
3. Workshop – Identifikation von Use Cases
Im März 2024 wurde vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur der dritte Workshop durchgeführt. Dieser konzentrierte sich auf die Identifikation praxisnaher Use Cases für die verschiedenen Abteilungen der wenglor sensoric GmbH. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis des geeigneten Use Cases zu erhalten und den Fall auszuwählen, der direkt auf die spezifischen Bedarfe und Herausforderungen des Unternehmens einzahlen würde, dabei aber auch nachhaltig den Weg für weitere Datenstrategien für KI-Erweiterungen in der Zukunft ebnen würde. Durch diese gezielte Herangehensweise sollte der interne KI-Arbeitskreis dabei unterstützt werden, konkrete und umsetzbare Lösungen zu erarbeiten.
Durch das Digitalisierungsprojekt konnte wenglor sensoric GmbH seinen Zielen ein gutes Stück näher kommen: Die „KI-Readiness-Kultur“ im Unternehmen wurde gefördert und die Fokussierung auf die geplante KI-Innovation weiter gestärkt. Mittelstand-Digital begleitete der KI-Arbeitsgruppe des Unternehmens bei der Entwicklung nachhaltiger digitaler Lösungen und einer integrierten Datenstrategie. Zudem ermöglichte die Identifikation von anwendungsnahen Use Cases und die Vorbereitung einer Roadmap eine wichtige Orientierungsgrundlage, um sinnvolle weitere Schritte in der Umsetzung des KI-Projekts zu gehen den Aufbau eines Prototyps zu einem digitalen Zwilling voranzutreiben.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Mittelstand-Digital Zentren und die konsequente Einbindung der Mitarbeitenden hat wenglor sensoric GmbH die Grundlage für eine erfolgreiche KI-Implementierung geschaffen und die eigene Innovationskraft im Unternehmen nachhaltig und effizient genutzt.
Das Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg hat darüber hinaus ein eigenes KI-Umsetzungsprojekt initiiert, um wenglor bei der Fertigstellung eines Prototyps zu unterstützen. Dieser Prototyp dient dazu, die Eignung und Anpassung der Lösung zu prüfen, wodurch wenglor gezielte Optimierungen vornehmen kann.
Alle beteiligten wenglor-Akteure äußerten sich sehr positiv über das Digitalisierungsprojekt und die Unterstützung durch Mittelstand-Digital. So betonte Johannes Rist, dass das Projekt sehr hilfreich war, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu unterstützen. Auch die unbürokratische und pragmatische Zusammenarbeit mit Mittelstand-Digital wurde lobend herausgestellt: „Ich bin sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Mittelstand-Digital. Die Workshops waren transparent und zielführend, und die pragmatische, unbürokratische Herangehensweise hat mich wirklich beeindruckt. Das ist genau, wie es laufen sollte – ohne Bürokratie und direkt”, so Johannes Rist, Teamleitung der Softwareentwicklung.