Zutaten für eine konstruktive Fehlerkultur

Viele Hände übereinander


14. Oktober 2022 | Von Svenja Dittmann

Fehler sind ein rotes Tuch – vor allem in der Arbeitswelt. Doch sind sie unvermeidbar: Denn dort, wo Menschen Aufgaben erledigen, kann immer mal etwas schief gehen. Konsequenzen können etwa die Verzögerung von Projekten, Störung der Betriebsabläufe oder Verursachung finanzieller Schäden sein. Als Führungskraft sollten Sie dem daher Rechnung tragen und einen offenen und konstruktiven Umgang mit Fehlern in der Unternehmenskultur verankern.

Eine konstruktive Fehlerkultur setzt sich mit der Anerkennung von Fehlern sowie deren Analyse und Optimierung auseinander. Im Vergleich zu einer Fehlerkultur, die Fehler sanktioniert, wird das Auftreten von Fehlern im Rahmen einer konstruktiven Fehlerkultur akzeptiert und zur Weiterentwicklung genutzt. Eine konstruktive Fehlerkultur im Unternehmen lässt sich daher zweifellos als Triebfeder von Innovation und Erfolg verstehen.

Negative Fehlerkultur kann kostspielig sein

In Ihrem Team passieren keine Fehler? Das ist unwahrscheinlich. Studien legen nahe, dass Angestellten im Arbeitsalltag regelmäßig Fehler unterlaufen, mit diesen jedoch nicht offen umgehen, sondern vielmehr vertuschen. Dies kann ganze Ketten von Fehlern in Gang setzen, die sich nach einer gewissen Zeit nur noch schwer bremsen lassen. Das ständige Streben nach und erwarten von Perfektion seitens des Führungspersonals, kann zu Falle werden. Druck steigert nicht nur bei einzelnen Mitarbeitenden das Stresslevel und kann im schlimmsten Fall zu Burn-out führen. Er kann zugleich die Innovationskraft des gesamten Unternehmens mindern, indem die Eigeninitiative der Angestellten ausgebremst wird. Mitarbeiter*innen die Angst vor den Vorgesetzten haben, gehen keine Risiken ein und treiben keine neuen Ideen voran.

Konkrete Maßnahmen, die Unternehmen umsetzen können, um eine konstruktive Fehlerkultur zu etablieren, hängen stark von der jeweiligen Branche ab. Im industriellen Umfeld, wo beispielsweise durch Robotik mit hohem Gefahrenpotenzial zu rechnen ist, bestehen fehlervermeidende Strategien aus Sicherheitsbarrieren, Alarmsystemen und standardisierten Verhaltensregeln. In Branchen, in denen es auf Innovationen und Erfinder*innengeist ankommt bestehen Maßnahmen der Fehlerkultur eher darin, das Experimentieren mit neuen Ansätzen zuzulassen in dem Wissen, dass hier Fehler auftreten können. Eine konstruktive Fehlerkultur gibt einem gewissen kalkulierten Risiko zugunsten von Innovation Raum.

Zutaten, die unbedingt zu einer konstruktiven Fehlerkultur gehören

Auch wenn jede Führung der unternehmensinternen Fehlerkultur einen individuellen Anstrich verleiht, gibt es einige Zutaten, die in jedem Fall zu berücksichtigen sind, wenn Sie darüber nachdenken, einen offeneren und konstruktiven Umgang mit Fehlern in Ihrem Unternehmen zu etablieren:

Bausteine einer konstruktiven Fehlerkultur, angeordnet im Kreislauf
qmBase (2022). Eine gute Fehlerkultur in der Praxis: Benefits und Vorgehen.

Fehlerakzeptanz

Wer eine konstruktive Fehlerkultur in seinem Unternehmen implementieren möchte, muss zunächst akzeptieren, dass Fehler geschehen. Fehler müssen wahrgenommen und benannt werden, damit sie anschließend analysiert werden zu können. Aus der Fehleranalyse können dann Maßnahmen zur Verbesserung von Prozessen oder Strukturen abgeleitet werden, die ursächlich für den Fehler waren. Dies fordert einen Schritt hinaus aus der Komfortzone, denn niemand gesteht sich selbst oder anderen gegenüber gern ein, etwas falsch gemacht zu haben. Die Akzeptanz von Fehlern sollte daher im Unternehmen gelebt und im Team kommuniziert werden.

Sanktionsfreiheit

Das drohende Strafen das Auftreten von Fehlern vermeiden, ist ein Trugschluss. Vielmehr führt die Furcht vor Sanktionen dazu, dass Mitarbeiter*innen Fehler vertuschen, anstatt offen damit umzugehen. So werden Fehlerketten in Gang gesetzt, die weitaus größeren Schaden anrichten können als der primäre Fehler. Das Wissen darüber, dass Fehler nicht sanktioniert werden, sondern in einem Prozess des Fehlermanagements im Rahmen einer konstruktiven Fehlerkultur aufgenommen und eventuell sogar noch eine positive Wendung mit sich bringen können, ist die Voraussetzung für fehlerakzeptierende Kultur.

Fehleranalyse

Hier ist es zentral, Verursacher*in und das entstandene Problem voneinander zu trennen. Es soll nicht darum gehen, Schuldige zu suchen, sondern darum, die Ursachen für entstandene Fehler zu erforschen. Die eingehende Analyse ist zentral, um Maßnahmen zur Prävention abzuleiten. Die Fehleranalyse sollte möglichst sachlich ablaufen. Emotionen und gegebenenfalls Vorwürfe sollten dabei in den Hintergrund treten.

Mitarbeiter*innen stärken

Als Führungskraft sollten Sie als Vorbild für Ihre Mitarbeiter*innen fungieren. Gestehen Sie selbst Fehler stets ein, um daraus mögliche Lernpotentiale für alle sichtbar zu machen. Auf diese Weise ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter*innen, es Ihnen gleich zu tun und eigene Fehler schnell einzugestehen und zu melden. Dadurch lässt sich die Fehlerkette in einem Punkt durchbrechen, an dem trotz Fehler noch nicht alles verloren ist. Gleichzeitig lässt sich so die Eigeninitiative der Mitarbeiter*innen stärken.

Fazit

Beherzigen Sie die vier zentralen Zutaten, wenn Sie anstreben, in Ihrem Unternehmen eine konstruktive Fehlerkultur umzusetzen. So stellen Sie sicher, dass Sie dabei die ersten Schritte in die richtige Richtung machen. Natürlich entsteht eine neue Kultur nicht von heute auf morgen, jedoch lassen sich mit den vier Vorsätze – Fehlerakzeptanz, Sanktionsfreiheit, Fehleranalyse und Mitarbeiter*innen stärken – Entwicklungen anstoßen. Sie werden sehen, die positiven Effekte für Unternehmen und Belegschaft werden nicht lang auf sich warten lassen.

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