Kreativität, Kunst und KI

Konferenz “The space between technology, society and art”

Bildquelle: Kristina Bodrozic-Brnic

Konferenz “The space between technology, society and art”


23. August 2023 | Von Kristina Bodrozic-Brnic

Der Raum zwischen Technologie, Gesellschaft und Kunst 

Am 6. Mai 2023 fand ein interdisziplinäres Symposium mit dem Titel “The space between technology, society and art” statt. Ziel war es, die Kluft zwischen dominierenden Diskursen in Kunst und Geisteswissenschaften und kreativen Praktiken mit Technologie zu überbrücken. Die Veranstaltung wurde von Mona Hedayati vom Kunsthistorischen Institut der Universität Antwerpen in Belgien organisiert. Das Symposium präsentierte vielfältige Methoden, die hybride Tools zwischen den Disziplinen fördern können. Gleichzeitig können diese Methoden dabei unterstützen, die interaktive und kollaborative Natur interdisziplinärer Forschung zu erkunden. Die Teilnehmenden diskutierten die vielfältigen Arten von Wissen, die durch die Interdisziplinarität entstehen können. Sie legten so den Grundstein für eine inklusivere akademische Landschaft.  

In der Eröffnungsrede des Symposiums tauchte Marie-Luise Angerer in die komplexe Welt der unbewussten Stimulation und die damit verbundenen Komplexitäten der Analyse ein. Frau Angerer ist Professorin für Medienwissenschaften im Studiengang Europäische Medienwissenschaft (EMW) der Universität sowie der Fachhochschule Potsdam. Sie teilte ihre Erkenntnisse über das Aufkommen neuer, tiefgründiger Formen der Interaktion zwischen Maschinen und Menschen, die weit über bloße Konnektivität hinausgehen. Angeregte Fragen der Teilnehmenden erkundeten die Möglichkeit von Affekten, die unser bewusstes Selbst nicht direkt beeinflussen. Während sie die Dynamik der Mensch-Maschine-Interaktion beschrieb, führte Angerer die Idee eines Moments des Zusammenschlusses und Entkoppelns ein. Bei diesem verschmelzen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine miteinander entwickeln sich weiter. Ihre bedenkenswerte Aussage „Es denkt, also war ich“ betonte eine tiefgreifende Verschiebung in der Landschaft der Unterscheidung. Gleichzeitig hinterfragte sie damit die privilegierte Position des Menschen und erkannte eine Verdrängung seiner traditionellen Rolle in Bezug auf Maschinen an. 

Einblicke in die Geschichte der KI

Das Symposium präsentierte profunde Einblicke in die komplexe Welt der künstlichen Intelligenz und ihre Verbindung zu historischen Vorläufern. Chris Salter beispielsweise betonte die enge Beziehung zwischen Körper und Umwelt, wobei unzählige Sensoren neue Möglichkeiten für Wahrnehmung und Interaktion eröffnen. Ebenso äußerte er Bedenken hinsichtlich der Überwachung und Erfassung von Daten in der Ära des wissensbasierten Kapitalismus.

Bemerkenswerterweise geht die Idee, Künstliche Intelligenz zu reformieren, bis ins Jahr 1990 zurück. Dies zeigt, wie aktuelle Technologie auf bereits entwickelter Technologie aufbaut und Konzepte nicht völlig neu sind. Und wer hätte es gedacht: Den ersten virtuellen Kopf gab es schon im Jahr 1960. 

Technologie und menschliche Wahrnehmung

Salter führte außerdem an, wie Augmented Reality (erweiterte Realität), unsere Wahrnehmung verändern kann. Das tut sie, indem sie Richtungen verwischt und das virtuelle Erleben ausweitet. Ein Beispiel dafür ist die disruptive Architektur von Shūsaku Arakawa und Madeline Gins in Japan. Er betonte, dass die rätselhafte Natur unserer inneren und äußeren Erfahrungen oft nur im Nachhinein verstanden werden kann, da wir unbewusst involviert sind. Salter zitierte mit Jordan Wolfsen einen Künstler aus den USA, der betont, dass die Aufgabe eines Künstlers nicht nur darin bestehe, die Welt zu heilen, sondern sie zu sehen.

Wechselspiel zwischen Kunst und Wissenschaft

Im Dialog zwischen Kunstschaffenden und Wissenschaftler*innen wurde deutlich, dass Künstler*innen häufig Ideen aufwerfen, die bei Akademiker*innen später zu Diskussionen führen. Dies warf die Frage auf, wie Geschichten erzählt und Narrative präsentiert werden können. Das ist insbesondere wichtig, wenn es um komplexe Themen wie den Klimawandel geht. Die Herausforderung, Kunst und Medien in wissenschaftliche Forschung zu übersetzen, war ein wiederkehrendes Thema. Es zeigte sich die Notwendigkeit innovativer Ansätze für das Erzählen von Geschichten. Auch für die Wahrnehmung in einer sich ständig weiterentwickelnden technologischen Landschaft braucht es neue Impulse. 

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat liberale kreative Studien angenommen. Dort wurde erkannt, dass Ingenieure eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Welt spielen, die sie entwerfen. Diese Anerkennung hat zu einem wachsenden Schwerpunkt auf kreativem Denken und Bildung geführt, da ihre Bedeutung zunimmt. Alle Anwesenden waren sich einig: Die Trennung von Kunstschulen und Universitäten hat zu dem Missverständnis geführt, dass Geisteswissenschaften nur Sozialwissenschaften sind, anstatt ihren wahren wissenschaftlichen Wert anzuerkennen.  

KI und menschliche Emotionen in der Kunst

Zu Gast war ebenfalls der Künstler Manuel Hendry, der einige seiner Werke in Potsdam Babelsberg erzeugt. Eines seiner interaktiven Werke ist das Stanley 3D-Gesicht. Es ist inspiriert von affektiver Berechnung und den Forschungen von Paul Ekman zu Emotionen in den frühen 2000er Jahren. Die wahre Kompetenz der künstlichen Intelligenz bei der Erkennung menschlicher Emotionen bleibt jedoch begrenzt, da Emotionen weit mehr als bloße Zahlen sind; sie beinhalten komplexe Muster und Nuancen. Hendry plädiert für die Verwendung von Bewertungsmodellen und betont die Bedeutung der Erforschung der Besonderheiten von Emotionen. Er zieht Parallelen zum Stanislavski-Theateransatz, bei dem das innere Drama erforscht wird. So können authentische Emotionen bei Schauspieler*innen hervorgerufen werden. Hendry betont dabei, dass Emotionen einen physischen Körper benötigen, um Reaktionen zu manifestieren. In seiner Arbeit nutzt er die Augenverfolgung durch das Metahuman Creator Tool, um Gesichter mit komplexen Details zu erstellen. Diese sind für das Hervorrufen und Transformieren von Gefühlen unerlässlich und ermöglichen es dem Bot „Stanley“, durch den Blick in die Augen des Betrachters eine echte Verbindung herzustellen. 

Rückschau und Ausblick

Am Ende des Symposiums begaben sich Helga Schmid und Kevin Walker in einem fesselnden Dialog auf eine Zeitreise. Sie erwogen die Herausforderungen der Synchronisierung unserer Aktivitäten in einer Welt, in der das Zeit-Empfinden verschiedener Personen sehr unterschiedlich ist. Das Konzept der Netzwerkzeit, das auf unseren Mobiltelefonen sichtbar ist, wurde diskutiert und betonte die Wechselwirkung von menschlicher Programmierung und Technologie. Im Dialog dachten sie darüber nach, wohin die Zeit gegangen ist. Sie erkannten, dass diejenigen, die der Ausbreitung von Technologie und Zeit widerstehen, oft als in der Vergangenheit lebend betrachtet werden. Dennoch kamen sie zu dem Schluss, dass die Natur immer obsiegt und erinnerten uns daran, wie wichtig es ist, die Zeit im Raum zu kartieren, in dem unsere Ideen und Bewegungen entstehen.

Unser Fazit

Kreativität kann zusammen mit dem von Künstlicher Intelligenz unterstützten Wissen eine entscheidende Rolle dabei spielen, viele gute Ideen in greifbare Realitäten zu verwandeln. Diese Synergie zwischen menschlichem Erfindungsreichtum und dem Potenzial von KI ermöglicht es Start-ups & etablierten Unternehmen, erfolgreich in einem sich schnell entwickelnden Markt zu sein. Die Akzeptanz von KI als Mitgestalterin im kreativen Prozess fördert eine harmonische Symbiose und eröffnet neue Möglichkeiten für Innovation und Erfolg. Indem wir die Rolle von KI als aktive Beitragende anerkennen, überbrücken wir die Kluft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und entfesseln die transformative Kraft von Kreativität und von Erkenntnissden, die durch KI gestützt sind.

Kontaktmöglichkeit

Kristina Bodrozic-Brnic

kristina.brnic@businessschool-berlin.de

+49 331 / 730404 - 304

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