Der Nutzen digitaler Marktplätze für hochspezialisierte Branchen

1. Workshop DiagnostikNet


11. September 2023 | Von Luise Papendieck

Der Nutzen digitaler Marktplätze wird immer deutlicher. Sie fördern den Kontakt zwischen Unternehmen und ihren Kund*innen, aber auch zwischen verschiedenen Unternehmen. Dies führt zu neuen Kooperationen, der Entstehung innovativer Geschäftsmodelle und der Optimierung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen.

Um KMU in der Etablierung digitaler Marktplätze zu unterstützen, wollen wir den Austausch zwischen ihnen fördern und ihnen das notwendige Rüstzeug an die Hand geben. Dies soll ihnen helfen, in einer kooperativen und transdisziplinären Haltung digitale Marktplätze zu entwickeln und zu nutzen. Darüber hinaus trägt dies für sie zur Markterschließung branchenübergreifender Innovationsthemen und zur Wettbewerbssicherung bei.

Start der Workshop-Reihe mit dem Thema digitale Marktplätze

Zusammen mit dem Netzwerk DiagnostikNet-BB haben wir eine Veranstaltungsreihe zu digitaler Veränderung für KMU aus der Diagnostik-Branche ins Leben gerufen. Der erste Workshop fand am 16. August 2023 in der Geschäftsstelle des DiagnostikNet-BB statt. Er hatte das Ziel, die Unternehmen des Netzwerkes dabei zu unterstützen, ein Verständnis für die Implementierung und den Aufbau eines erfolgreichen digitalen Marktplatzes zu entwickeln.

Patrick Heinker, Geschäftsführer der Digitalagentur giftGRÜN GmbH, diskutierte mit den Teilnehmenden verschiedener Unternehmen der Diagnostik-Branche die Chancen und Herausforderungen der Nutzung digitaler Marktplätze.

Die Erkenntnisse sind jedoch übertragbar auf Unternehmen anderer Branchen, weshalb wir die Chancen und Herausforderungen digitaler Marktplätze, sowie die Erkenntnisse und Erfolgsstrategien aus der 1. Veranstaltung, für Sie aufbereitet haben.

Chancen digitaler Marktplätze

In der heutigen digitalen Ära hat das Internet die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, revolutioniert. Die Nutzung eines digitalen Marktplatzes eröffnet für KMU zahlreiche Möglichkeiten, ihre Produkte und Services effizienter und breiter zu vermarkten:

  • Die Präsenz auf einem digitalen Marktplatz bietet eine stärkere Sichtbarkeit und eine erhöhte Reichweite im digitalen Raum. Potenzielle Kunden, die über den üblichen lokalen Kundenstamm hinausgehen, werden das Unternehmen leichter finden, da sie gezielt nach relevanten Kategorien suchen können.
  • Durch die Bündelung von Unternehmensdarstellung und Marktplatz kann die Firma das Interesse von Führungs- und Fachkräften steigern. Die Arbeitgeberattraktivität kann so gesteigert werden.
  • Ein digitaler Marktplatz bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, den Buchungs- und Zahlungsprozess zu vereinfachen. Kunden können direkt über den Marktplatz ordern – ohne zusätzliche Kommunikation oder zeitaufwändige administrative Prozesse.
  • Eine besondere Chance kann ein gemeinsamer B2B-Marktplatz sein: Durch den Zusammenschluss mehrerer Hersteller, aber auch Zulieferer und Anwender, entsteht eine größere Auswahl an Produkten und Dienstleistungen, was die Attraktivität des Marktplatzes für potenzielle Kunden erhöht. Zudem können die Unternehmen von Synergien finanziell profitieren, beispielsweise durch gemeinschaftliche Marketingaktivitäten oder die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur.

Herausforderungen digitaler Marktplätze

Auch bei digitalen Marktplätzen gibt es mehrere Herausforderungen zu berücksichtigen, vor allem für Unternehmen mit hohem Erklärungsbedarf, wie im Beispiel der Diagnostik-Branche:

  • Die angebotenen Produkte und ihre Anwendung können komplex sein. Auf einem digitalen Marktplatz besteht die Herausforderung darin, diese Informationen klar und verständlich darzustellen, um potenzielle Kunden zu überzeugen und ihnen ein umfassendes Verständnis des Produkts oder der Dienstleistung zu vermitteln.
  • Es gibt Dienstleistungen, die oft eine individuelle Beratung und Erklärung erfordern, um den Kunden ein umfassendes Verständnis, z.B. der diagnostischen Tests und insbesondere der Interpretation der Ergebnisse, zu vermitteln. Auf einem digitalen Marktplatz besteht die Gefahr, dass diese persönliche Beratung verloren geht oder nur begrenzt zur Verfügung steht.
  • Vertrauen spielt – wie z.B. in allen medizinischen Bereichen – eine entscheidende Rolle. Kunden müssen sich sicher sein, dass das Unternehmen über die notwendige Fachkompetenz und Erfahrung verfügt, um qualitativ hochwertige und zuverlässige Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Erkenntnisse und Erfolgsstrategien aus der Veranstaltung

Neben einem Crash-Kurs in Suchmaschinenoptimierung und Hinweisen zur Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern gab Hr. Heinker den Teilnehmenden wertvolle Tipps mit auf den Weg:

  • Vor jedem Start in ein neues Geschäftsfeld sollte eine Wettbewerbs- und Potentialanalyse durchgeführt werden. Wichtige Fragen, die sich das Unternehmen dabei stellen sollte sind: Welches Problem haben die potentiellen Kund*innen? Was brauchen sie? Wer bedient dieses Feld eventuell bereits und ist ein Konkurrent? Welche Reichweite haben meine Konkurrenten? Wo kann ich Märkte besetzen?
  • Die Etablierung eines digitalen Marktplatzes sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es ist kein Projekt für nebenbei, sondern ein technisch und inhaltlich anspruchsvolles Vorhaben das finanzielle Ressourcen und qualifizierte Mitarbeiter benötigt.
  • Digitalisierung ist nicht alles. Es macht nicht immer Sinn, auf Teufel komm raus alle Prozesse digitalisieren zu wollen. Prozesse die nur 1-2x im Jahr auftreten müssen nicht notwendigerweise automatisiert werden, wenn es einfacher ist, den Prozess wie gehabt beizubehalten.
  • Lieber organisch wachsen statt alles gleich perfekt machen zu wollen. Es ist die bessere Strategie manchmal unfertige, noch nicht perfekte Produkte oder Prozesse an den Start zu bringen, dann damit Erfahrungen zu sammeln und nachzujustieren. Eine agile Projektentwicklung bietet viele Vorteile.

Fruchtbarer Austausch zum Nutzen digitaler Marktplätze

Während und nach dem Vortrag von Herrn Heinker entstand ein angeregter fruchtbarer Austausch zwischen den Teilnehmenden zum Nutzen digitaler Marktplätze und den verschiedenen angerissenen Themen. So bestätigte beispielsweise Gregor Fornol, Geschäftsführer der Central BioHub GmbH, die große Bedeutung der Keyword-Analyse und dem eigenen Ranking in den Ergebnissen der Google-Suche mit den Worten: „Ich muss unter den Top 3 stehen sonst habe ich verloren.“ Seine Firma beschäftigt daher eigens für die Themen Marketing und E-Commerce eingestellte Mitarbeiter*innen, die das Thema kontinuierlich vorantreiben. „Wenn Sie den 1. Schritt machen, müssen Sie auch die nächsten 100.000 machen, sonst macht das alles keinen Sinn“, spricht Fornol aus Erfahrung.

Am Ende gab es noch eine übersichtliche Checkliste zum Einstieg in digitale Marktplätze. Beim anschließenden Get-Together hatten die Unternehmen die Möglichkeit sich über ihre Erfahrungen in dem Gebiet auszutauschen und über mögliche gemeinsame digitale Marktplätze zu diskutieren.

Austausch auf 1. Workshop von DiagnostikNet

Ausblick

Die Workshopreihe zu digitaler Veränderung für Unternehmen aus der Diagnostik-Branche wird sich als nächstes dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) widmen.    

Der Workshop wird über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von KI für Diagnostikfirmen informieren. Anhand praxisorientierter Beispiele werden die Teilnehmer ermutigt, KI als wertvolles Werkzeug für die Prozessoptimierung, Kostenersparnisse, eine verbesserte Qualität der Produkte und bessere Entscheidungsfindungen zu erkennen. Der Workshop soll aber auch betonen, dass die Implementierung von KI nicht zwangsläufig teuer oder aufwendig sein muss, sondern dass es verschiedene Ansätze gibt, die an die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden können. Zusätzlich werden die Teilnehmer über potenzielle Herausforderungen und Risiken aufgeklärt, die mit der Implementierung von KI verbunden sein können.

Kontaktmöglichkeit

Juliane Damian

juliane.damian@businessschool-berlin.de

+49 331 / 730404 – 308

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