„Survival Machines“ geformt durch Globalisierung und Klimawandel 

Survival Machines - durch Globalisierung und KLimawandel veränderte Pflanzen, die sich mit herausgebildeten Muskeln fortbewegen können

Bildquelle: Anke Schiemann


1. November 2023 | Von Kristina Bodrozic-Brnic

Kunst und Wissenschaft überschneiden sich zunehmend. So auch in der visionären VR-/AR-Anwendung der Medienkünstlerin Anke Schiemann. Sie führt uns in eine imaginäre Zukunft, die sowohl faszinierend als auch beunruhigend ist. Ihr Projekt „Survival Machines“ wirft einen provokativen Blick auf die mögliche Welt von morgen, geprägt durch die Folgen der Globalisierung und des Klimawandels. Schiemann imaginiert eine Reihe von spekulativen Hybridarten, sogenannte Neophyten, die in dieser neuen Weltordnung entstehen. Ihr Konzept wirft tiefgehende Fragen über unsere ökologische Zukunft und unsere Rolle in ihr auf. 

Weiterentwicklung der Pflanzen zur Überlebenssicherung 

Die Künstlerin nimmt für ihr Werk invasive Pflanzenarten zur Vorlage, die oft im 19. Jahrhundert als Zierpflanzen eingeführt wurden. Diese stellt sie uns als überlebensfähige Spezies in einer post-apokalyptischen Welt vor. Arten, wie der Riesenbärenklau und das riesige Springkraut, entwickeln in Schiemanns Vision „Muskeln“ oder Gliedmaßen ähnliche Strukturen. Diese helfen ihnen, sich zu Wasserquellen zu bewegen und ihre Samen effizienter zu verbreiten. Dadurch können sie ein Gleichgewicht der Natur herstellen, das durch den Menschen gestört wurde.

Unsere Learnings aus dem Gespräch mit Anke Schiemann:

  • Neue Perspektiven auf Invasive Arten: In der Welt von „Survival Machines“ sind invasive Pflanzenarten nicht einfach nur Eindringlinge. Sie sind potenzielle Überlebende in einem veränderten Ökosystem. Sie erinnern uns daran, dass die Natur dynamisch ist. So könnten Arten, die wir heute als “Bedrohung” für die einheimische Flora ansehen, morgen oder auch schon heute eine Form des ökologischen Widerstands oder der Anpassung sein. 
  • Zukunftsbilder als Diskussionsstarter: Schiemanns Kunstprojekt dient als Katalysator für Gespräche über unsere ökologische Gegenwart und Zukunft. Die spekulativen Szenarien laden dazu ein, über ungewollte oder wünschenswerte Zukunftsvisionen nachzudenken. Sie betonen dabei, wie wichtig es ist, sich aktiv mit möglichen Szenarien und auch neuen Technologieentwicklungen auseinanderzusetzen, anstatt passiv auf „Lemmingvorhersagen“ zu reagieren. Gerade Künstliche Intelligenz und die einhergehende Entwicklung von Augmented Reality und einem angestrebten Metaverse sind Energieschlucker, die zudem noch Wasser für Kühlprozesse verbrauchen. 
  • Mitgestaltung einer ungewissen Zukunft: Es gibt keinen festgelegten Blueprint für unsere Zukunft. In einer Welt, die sich ständig durch Technologie, Umweltveränderungen und unsere Reaktionen darauf verändert, betont Schiemann die Bedeutung der aktiven Teilnahme an der Gestaltung kommender Realitäten. Die Zukunft mag unsicher sein, aber sie bietet auch Raum für kreative Interventionen und die Möglichkeit, das Steuer herumzudrehen. 

Denkanstoß durch VR-/AR-Installation 

Die VR-/AR-Installation „Survival Machines“ lässt uns nicht nur über die Umwelt und die Rolle des Menschen in ihr nachdenken. Sie fordert uns auch heraus, uns eine Zukunft vorzustellen, die weit über unsere aktuelle Vorstellungskraft hinausgeht. Während uns einige Zukunftsszenarien beunruhigen, so erinnert uns “Survival Machines” daran, dass wir durch aktive Diskussionen und Engagement Werkzeuge an die Hand bekommen, um lebenswerte Szenarien zu gestalten.  

Gezeigt wurde der aktuellste Stand der Arbeit auf dem Trendradar Mittelstand-Digital 2023 in Berlin. Das Publikum hatte die Gelegenheit, mittels Tablets über eine für die AR-Welt kreierte App, Zugang zu dieser dystopischen und befremdlichen Realität zu erlangen. 

Kontaktmöglichkeit

Kristina Bodrozic-Brnic

kristina.brnic@businessschool-berlin.de

+49 331 / 730404 - 304

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