Wie Phönix aus der Asche – Aus dem Scheitern lernen
Oliver Kirchhof, Gründer der Coaching – Werkstatt Bayenthal, begleitet seit über 20 Jahren Unternehmen bei Digitalisierungsprojekten. Im Fokus stehen für ihn dabei Veränderungsprozesse und agiles Projektmanagement. Der Blick in die Praxis zeigt, dass neben allem Erfolg, der sich durch die Digitalisierung in verschiedensten Unternehmensbereichen erreichen lässt, auch manchmal Fallstricke lauern – Digitalisierungsprojekte können also auch mal scheitern. Unter anderem aus eigener Erfahrung, die er als Führungsperson in verschiedenen unternehmerischen Kontexten gesammelt hat, spricht er im Interview mit Shaalini Yogapalan und Holger Schneider vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur über das Scheitern und einem konstruktiven Umgang damit.
Scheitern ist keine Endstation
Oliver Kirchhof hält es daher für zentral, das Scheitern nicht als Endstation zu begreifen, sondern als etwas Konstruktives. Denn aus dem Scheitern lässt sich lernen. Auf Basis des unternehmerischen Scheiterns können – so Kirchhof – tatsächlich Wege zum Erfolg resultieren. Momente des Scheiterns sollten daher als Teil eines Prozesses lebenslangen Lernens auf einem „permanenten Weiterentwicklungspfad“ verstanden werden.
Welche Fehler können zum Scheitern führen?
Besonders anfällig für Fehler sind Transformationsprozesse – beispielsweise ein Generationswechsel in der Unternehmensführung. Ein Fehler, den Kirchhoff immer wieder beobachtet hat, ist das Festhalten an vermeintlichen Erfolgskonzepten. Diese sind in der Vergangenheit möglicherweise tragfähig gewesen, bedürfen jedoch in einer immer dynamischer werdenden Unternehmenswelt stetiger Anpassung. Ein weiteres Problem ist die Fehlkalkulation in der Verteilung personeller Ressourcen im Rahmen von Projekten. Kirchhof beobachtet, dass Projekte teilweise zusätzlich zur regulären Arbeit von einzelnen Mitarbeitenden übernommen werden. Digitalisierungsprojekte lassen sich jedoch nicht einfach „nebenbei“ – also neben dem Tagesgeschäft – erfolgreich umsetzen. Hier bedarf es Investitionen in Menschen, Technologien und Planung.
Scheitern als Anlass zum Perspektivwechsel nutzen
Kirchhof plädiert dafür, vor allem im unternehmerischen Kontext, eine andere Sicht auf das Konzept Scheitern einzunehmen: Scheitern ist vielmehr ein Teil der Erfahrungssammlung. Einige Erfahrungen führen zum Erfolg, andere bedürfen der Anpassung, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Wie beim agilen Arbeiten heißt es dann, in die Analyse zu gehen und den Fokus dabei nicht auf das zu legen was falsch gemacht wurde sondern zu überlegen, wie es anders gemacht werden könnte. Aus einer solchen Analyse lassen sich dann gegebenenfalls neue Ansätze ableiten.