Resilienz fördern: Starke Teams für langfristigen Erfolg

Residenz


10. Juli 2023 | Von Carolin Enke, Juliane Damian

Mit Unterstützung des Mittelstand-Digital Zentrums

Insbesondere in den vergangenen Jahren haben Unternehmen sich mit vielfältigen Krisen und damit auch Veränderungssituationen auseinandersetzen müssen. Auch im Zuge der Digitalisierung kommen stetig Veränderungen auf uns zu, die u.a. Anpassungsreaktionen wie Stress auslösen können. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist der Aufbau von Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, hilfreich. So können Mitarbeitende auf persönlicher Ebene besser mit Krisen umgehen, was dann auch die Widerstandsfähigkeit von Teams und damit des gesamten Unternehmens stärkt.

Wie können nun Unternehmen die Resilienz ihrer Mitarbeiter*innen fördern und sie damit auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten? Dieser Frage ging das Berliner Unternehmen Energy Market Solutions (EMS) gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes nach. In einem zweitägigen Workshop wurden die Themen Achtsamkeit, Resilienz und Stressmanagement auf verschiedenen Ebenen beleuchtet und anwendungsorientierte Übungen durchgeführt. Das Ziel bestand darin, den Mitarbeiter*innen konkrete Werkzeuge an die Hand zu geben, um gesund und motiviert in die Zukunft blicken zu können. Der Fokus lag dabei auf der Stärkung der persönlichen Resilienz sowie der Resilienz des gesamten Teams.

AUSGANGSLAGE

Im heutigen Unternehmensalltag sind große und oft abrupte Veränderungen eher die Norm als die Ausnahme. Dennoch gibt es eine Reihe von Unternehmen – auch kleine und mittlere – die in der Lage sind, aus der Krise eine Chance zu machen. So auch das Team von Energy Market Solutions aus Berlin.

Das Team umfasst 25 Mitarbeiter*innen und versteht sich als Beschleuniger für eine stromgeführte Energiewende. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, intelligente Stromprodukte und Energiemarktlösungen zu entwickeln, mit denen die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität sinnvoll zusammenwachsen können.

„Die echte Energiewende mit einer weitgehend erneuerbar elektrifizierten Gesellschaft sollte und wird nicht an den fehlenden Lösungen für die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einbindung von erneuerbaren Energien scheitern!“

Das Motto von Energy Market Solutions

Herausforderung

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt und die damit einhergehenden Herausforderungen führen bei den Mitarbeiter*innen zu einem hohen Arbeitsvolumen und zu Überlastungen auf Team- und Prozessebene.

„Uns ist es wichtig, als Team gesund und gestärkt durch diese Herausforderungen zu gehen und unsere vorhandenen Ressourcen zu nutzen und weiterzuentwickeln.“

Antje Winter und Florian Müller, Geschäftsführung EMS

IDEEN UND BEDENKEN

Doch wo soll das Team ansetzen? Wie kann sich das Team aufstellen, um gesund, motiviert und mit neuen Ansätzen in die Zukunft zu blicken? Und wie lässt sich die Resilienzförderung in den ohnehin schon überlasteten Arbeitsalltag integrieren?

Diesen Fragen ist das Unternehmen im Rahmen des Digitalisierungsprojektes nachgegangen. Nach einer intensiven Analyse der Ist-Situation wurden die Ziele für das gemeinsame Projekt definiert: Das Team sollte für die Themen Achtsamkeit, Resilienz und Stressmanagement sensibilisiert werden. Außerdem erhielten die Mitarbeiter*innen konkrete Werkzeuge, mit denen sie sowohl persönlich als auch in Gemeinschaft zu einem gesünderen Umgang mit Überlastung gelangen.

Hilfe durch das Mittelstand-Digital Zentrum

Im Unternehmenskontext lässt sich Resilienz auf den Ebenen von Individuen, Teams und Organisationen betrachten. Im Workshop wurden konkrete und anwendungsorientierte Übungen durchgeführt um sowohl die Ebene der persönlichen Resilienz der Mitarbeiter*innen als auch die Resilienz des gesamten Teams zu fördern – nach dem Motto: „Vom Ich zum Wir“.

Das Team der Mittelstand-Digital Zentrums Zukunftskultur gab dabei inhaltliche Impulse, die in konkreten Übungen umgesetzt werden konnten. Diese Übungen lassen sich auch gut durch Unternehmen selbst durchführen.

LÖSUNGEN

Bevor es auf die Organisationsebene geht, sollte zunächst die Stärkung der persönlichen Resilienz im Vordergrund stehen. Ausgangspunkt kann hierfür die Betrachtung der bereits vorhandenen Resilienz sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene sein. Eine aktivierende Skalierungsübung unterstützt diese Bestandsaufnahme. Dabei wird eine Skala von 0 bis 10 im Raum dargestellt. Jedes Teammitglied ordnet sich dann zunächst mit der empfundenen persönlichen Resilienz per Aufstellung einem Wert auf der Skala zu. In einem nächsten Schritt teilen die Teammitglieder auf die gleiche Weise ihre Einschätzung der Resilienz der gesamten Organisation. Dieser methodische Zugang stärkt die Wahrnehmung innerhalb des Teams und fördert den offenen Dialog.

„Ich bin erstaunt, wie belastbar und stark sich unser Team grundsätzlich einschätzt. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wie unterschiedlich jeder dies wahrnimmt und wo wir noch unsere Baustellen haben“,

beschreibt ein Mitarbeiter seine Eindrücke nach der Übung.

Wenn es um die Stärkung der persönlichen Widerstandsfähigkeit geht, können bewusst eingesetzte Achtsamkeitsübungen Momente der Ruhe und Entschleunigung schaffen. Solche Auszeiten, zum Beispiel durch kurze bewusste Atemübungen, können im Arbeitsalltag einen wichtigen Beitrag zur positiven Selbstregulation leisten.

Zur Stärkung der Team- und Organisationsebene empfehlen sich vor allem zwei Übungen: Das Zuhören auf vier Ebenen nach Otto Scharmer und 2. die Entwicklung einer Ressourcenlandkarte.

Resilienz fördern im Dialog – Zuhören nach Otto C. Scharmer 

Vor allem der internen Kommunikation kommt eine wichtige strategische Rolle bei der Förderung von Resilienz innerhalb eines Teams und damit einer Organisation zu. Durch eine offene und achtsame Art der Kommunikation können soziale Räume für Kreativität und Austausch – sowohl analog als auch digital – geschaffen werden. Bei dieser Methode geht es darum, sich bewusst zu machen, welche verschiedenen Ebenen des Zuhörens es gibt und welche unterschiedlichen Perspektiven sich eröffnen, wenn wir die Art des Zuhörens verändern. Den damit verbundenen Aha-Effekt erlebte auch das Team von Energy Market Solutions. Das Team trat in einen Dialog zu Fragen, die sie im Arbeitsalltag beschäftigen: „Was stresst mich? Was tue ich, um mit Stress umzugehen? Was würde mir dabei helfen?“

Die Teilnehmer*innen stellten fest, dass Zuhören nicht gleich Zuhören ist. Denn gerade beim achtsamen Zuhören geht es nicht nur darum, das Gesagte aufzunehmen, sondern auch die Zwischentöne und Emotionen des Gesprächspartners wahrzunehmen.

„Mir war gar nicht bewusst, wie schnell man im Gespräch gedanklich abschweift. Die Erfahrung des aufmerksamen und echten Zuhörens nehme ich mit in meinen Arbeitsalltag“,

meinte eine der Teilnehmer*innen nach der Übung.

Bestehende Stärken verdeutlichen mit der Ressourcenlandkarte

Anhand einer Ressourcenlandkarte können Teams ihre internen Stärken erarbeiten und darauf aufbauend konkrete Lösungsansätze für die beschriebenen Stressfaktoren identifizieren. Gerade wenn es darum geht, die Unternehmensziele zu erweitern und Potenziale für neue (digitale) Geschäftsfelder zu erkennen, kann die Ressourcenlandkarte mit ihrem fünfstufigen Vorgehen sehr hilfreich sein. Folgende Schritte werden durchlaufen:

  1. Benennen von (großen) Belastungen
  2. Priorisierung der Belastungen
  3. Analyse von Ressourcen im Team 
  4. Matching von Ressourcen und Belastungen
  5. Gemeinsam ins Tun kommen – Entwicklung einer Resilienzstrategie

Die Transparenz der Stärken fördert die Motivation aller Beteiligten im Unternehmen und hilft, entsprechende Aktivitäten zielgerichtet zu gestalten und mit Stress besser umzugehen.

Das Team von Energy Marekt Solutions im Workshop mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur

Ergebnis

Die zwei intensiven Workshop-Tage boten viel Raum für den Austausch im gesamten Team, welchen die Mitarbeiter*innen als sehr wertvoll empfanden. Mit dem methodischen Ansatz der Ressourcenlandkarte konnte das Team bestimmte Prozesse visualisieren. Damit wurden v.a. solche Prozesse sichtbar gemacht, die im Arbeitsalltag ständig ablaufen, aber unsichtbar sind. Diese Sensibilisierung half auch dabei, sich gerade in stressigen Situationen bewusst einen Moment der Ruhe zu nehmen. So kann man gestärkt mit den bestehenden Herausforderungen umgehen.

Für Energy Market Solutions hat die Übung beispielsweise gezeigt, dass vorhandene Ressourcen wie flache Hierarchien, hohes Verantwortungsbewusstsein und schnelle Anpassungsfähigkeit aller Kolleg*innen sowie ein respektvoller Umgang miteinander und Spaß an der Arbeit die Unternehmenskultur prägen und im Sinne der Resilienzförderung weiterhin gestärkt werden müssen.

Mit diesem positiven Ausblick entwickelte das Team konkrete Maßnahmen für die analysierten Herausforderungen. Zu diesen zählen z.B. Zeiten mit sehr hoher Arbeitsbelastung, lange Wartezeiten auf Feedback und unklare Aufgaben. So sollen Aufgaben zukünftig besser priorisiert werden. Außerdem werden Überlastungen durch eine transparente und wertschätzende Kommunikation auf Team- und Führungsebene frühzeitig sichtbar gemacht. 

„Nach dem Workshop und dem intensiven Austausch herrscht Transparenz, Klarheit und wir wissen, wo wir mit unserem Unternehmen stehen und dass wir uns auch in unsicheren und herausfordernden Situationen aufeinander verlassen können. Ich bin froh, dass wir uns alle die Zeit genommen haben. Wir nehmen alle persönlich und für die Zusammenarbeit viel mit“.

Mit diesen Worten fasste Florian Müller die beiden gemeinsamen Tage zusammen.

Kurze Achtsamkeitsübungen und wertschätzendes Feedback sind nun fester Bestandteil der Meetings bei Energy Market Solutions.

Kontaktmöglichkeit

Juliane Damian

juliane.damian@businessschool-berlin.de

+49 331 / 730404 – 308

SCHLAGWORTE