Nachdem wir die Verantwortungscluster unternehmerischer digitaler Verantwortung vorgestellt und Ihnen Ideen zur Bestimmung des Status Quo im Unternehmen an die Hand gegeben haben, möchten wir nun zeigen, wie Sie mit Ihrem Unternehmen erste Schritte in Richtung digitale Selbstverpflichtungen – also in Richtung einer CDR Strategie – gehen können.
Wir verwenden den Begriff „unternehmerische digitale Verantwortung“ sowie dessen englische Übersetzung „Corporate Digital Responsibility“ mit der Abkürzung „CDR“ gleichbedeutend.
Struktur des Artikels:
- Corporate Digital Responsibility-Kodex
- Charta Digitale Vernetzung
- Eigene Selbstverpflichtungen entwickeln
- Beispiel Telekom
- Fazit
Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, was Selbstverpflichtungen überhaupt sind. Selbstverpflichtungen sind eigens auferlegte Regeln für das eigene (unternehmerische) Handeln. Sie sind nicht rechtlich bindend, dennoch können Unternehmen mit solchen Selbstverpflichtungen Verantwortlichkeit demonstrieren. Auch bei der Schaffung von Vertrauen (bspw. mit Kund*innen) oder der Erschließung von Kooperationspotenzialen, können Selbstverpflichtungen hilfreich sein. Beispiel einer Selbstverpflichtung, die zwischen dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem Handelsverband Deutschland (HDE) getroffen wurde, ist die am 16. Juli 2016 in Kraft getretene Vereinbarung zur Verringerung des Verbrauchs von Kunststofftragetaschen. Ziel ist es, dass 80% der Kunststofftüten im Einzelhandel binnen zwei Jahren kostenpflichtig werden. Geprüft wird die Vereinbarung durch die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM).
Corporate Digital Responsibility-Kodex
Der Corporate Digital Responsibility Kodex ist eine Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Sie hat zum Ziel, Unternehmen zu mehr Selbstverpflichtungen im Bereich CDR zu motivieren. Neben dem Bestreben CDR in Unternehmen zu verankern, wurde auch der CDR-Kodex entwickelt, welcher 15 konkrete Ziele für teilnehmende Unternehmen beinhaltet. Diese Ziele lassen sich den Handlungsfeldern Umgang mit Daten, Bildung, Klima- und Ressourcenschutz, Mitarbeitenden-Einbindung und Inklusion zuordnen.
Charta Digitale Vernetzung
Die Charta Digitale Vernetzung ist ebenfalls ein Kodex mit dem Fokus auf einer verantwortungsvollen Gestaltung der digitalen Gesellschaft. Auch dieser Kodex beinhaltet 10 Grundsätze, die beim nationalen IT-Gipfels, dem heutigen Digital-Gipfel, der Bundesregierung formuliert wurden. Die Charta Digitale Vernetzung bietet ein Wertgerüst für dem Umgang mit unterschiedlichen Fragen rund um das Thema Digitalisierung und gibt Leitlinien sowie Unterstützung für CDR.
Eigene Selbstverpflichtungen entwickeln
Natürlich ist der Beitritt zu einer solchen Initiative nicht die einzige Möglichkeit, digitale Selbstverpflichtungen anzugehen und umzusetzen. Zwar bieten die beiden Initiativen mit ihren Kodizes ein gewisses Maß an Orientierung, jedoch können digitale Selbstverpflichtungen auch vom Unternehmen selbst erarbeitet und in Form eines Kodex oder eines Code of Conduct festgehalten werden. Ein Pluspunkt bei der Entwicklung eigener Selbstverpflichtungen ist, dass sie passgenau auf die eigenen Potenziale abgestimmt werden können. Die entwickelten Kodizes sollten regelmäßig auf ihre Aktualität überprüft und angepasst bzw. erweitert werden. Dies geht auch mit einer erneuten Analyse des Potenzials einher.
Beispiel Telekom
Neben Unternehmen wie Intel, Oracle, SAP und Vodafone hat auch die Telekom die Charta Digitale Vernetzung unterzeichnet. Das Haus der Verantwortung spiegelt die Strategie der unternehmerischen digitalen Verantwortung der Telekom wider und soll Ihnen aufzeigen, wie CDR Strategien ausgestaltet werden können.
Das Fundament der CDR-Strategie von Telekom bildet Recht & Gesetz, Menschenrechte und Kultur & Werte. Dies bedeutet ein Handeln in Einklang mit geltendem Recht und Gesetzen, die Bekennung zu den Menschenrechten und den Einsatz für digitale Souveränität sowie für Meinungs- und Diskriminierungsfreiheit (auch im Internet). Des Weiteren gehört zum Fundament die Schätzung kultureller Unterschiede und der Aufbau eines gemeinsamen Werteverständnisses. Im Schaubild rosa/pink dargestellt sind die Handlungsmaßnahmen im Sinne der unternehmerischen digitalen Verantwortung. Die CDR Aktivitäten lassen sich den vier Feldern digitale Teilhabe, digitale Ethik, Zukunft & Arbeit und Klima- und Ressourcenschutz zuordnen. Eine Liste der von der Telekom ergriffenen Aktivitäten kann hier im Unterpunkt 5 „Aktivitätenliste“ eingesehen werden. Das Dach des Hauses der Verantwortung bilden die Prinzipien Datenschutz & Sicherheit sowie Transparenz & Dialog, die allgegenwärtig und werden stetig beim unternehmerischen Handeln berücksichtigt.
Fazit
Das Beispiel der Telekom zeigt, wie ein Unternehmen digitale Selbstverpflichtungen umgesetzt hat. Jedes Unternehmen wird durch die genaue Analyse der eigenen Potenziale andere wichtige Handlungsfelder identifizieren und die CDR Strategie anhand dieser Potenziale gestalten. Unseren Artikel zur Potenzialanalyse finden Sie hier und zum Artikel mit den Methoden zur Analyse des Status Quo bezüglich CDR klicken Sie hier.
Nachdem die digitalen Selbstverpflichtungen bestimmt und verschriftlicht wurden soll es im nächsten Artikel „Umsetzungsbarrieren überwinden – Schritt 5 einer CDR Strategie“ darum gehen, diese im Unternehmen umzusetzen. Besonderes Augenmerk wird auf mögliche Stolperfallen und Umsetzungsbarrieren gelegt.