Tagebucheintrag 25.04.24, Stuttgart, ARENA2036: Circular Production

Eine Gruppe von Erdmännchen steht vor einem Elektroauto in einer Produktionshalle

Bildquelle: Mittelstand-Digital Zukunftskultur


6. Mai 2024 | Von Anne Weist, Gerrit Neuhaus, Susann Feuerschütz

Tag 3 unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft führte uns zur ARENA2036. An dem zentralen Knotenpunkt in Deutschland für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, erlebten die Teilnehmenden, wie Design, Geschäftsmodelle und die positiven Effekte der Kreislaufwirtschaft eng miteinander verbunden sind. Die Veranstaltung bot reichlich Gelegenheit, tief in die Welt der Technik einzutauchen und praktisches Anwendungswissen zu erwerben, einschließlich eines Workshops zum Design von Wertschöpfungsketten.

Ansicht der ARENA2026 aus der Vogelperspektive. Man sieht in der Halle verteilt Büroausstattung wie Schreibtische und Stühle, Roboterzellen, verglaste Büroflächen, Computer



Begrüßung und Input


Die Teilnehmenden wurden in der ARENA2036 herzlich empfangen, wo sie sich auf einen inspirierenden und innovativen Tag freuten. Besonders groß war die Vorfreude auf den ersten Blick in die beeindruckende große Halle.

Highlights der Veranstaltung

Einführung in das Ecodesign


Das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital gab eine fundierte Einführung in die Prinzipien des nachhaltigen Designs. Die Teilnehmenden erlernten wichtige Aspekte der Produkt- und Prozessgestaltung, die entscheidend sind, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Dr. Kerstin Gläser verdeutlichte, wie zentral Ecodesign für die Kreislaufwirtschaft ist, da es bereits in der Entwurfsphase eines Produkts ansetzt. Dabei wird der gesamte Produktlebenszyklus betrachtet – von der Auswahl der Materialien über die Produktionsmethoden und den Standort bis hin zur Nutzung und letztendlichen Entsorgung oder Wiederverwendung des Produkts. Dabei erhöht eine sortenreine Trennung der Produkte die Recylingchancen.

EcoDesign greift genau hier ein: Durch einen modularen Aufbau, der verschiedene Materialien trennbar hält, wird das Vermischen von Materialien vermieden. Dies erleichtert die spätere Trennung der Komponenten und macht effizientes Recycling möglich. Es ist essentiell, dass Hersteller im Designprozess proaktiv und vorausschauend denken.

Dr. Kerstin Gläser, Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital


Verschiedene Prinzipien des Ecodesigns, wie die Auswahl umweltfreundlicher Materialien, Ressourceneffizienz, fortschrittliche Technologieauswahl sowie die Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Kreislauffähigkeit der Produkte, wurden eingehend besprochen. Mögliche Zielkonflikte, wie das Prinzip der Langlebigkeit bei komplexen Produkten wie Waschmaschinen, bieten Herstellern die Möglichkeit, ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen. Dr. Gläser hob hervor, dass der Endhersteller jedes Einzelteil sorgfältig prüfen und dessen ökologischen Fußabdruck evaluieren sollte. Dies bietet eine hervorragende Gelegenheit, tief in die Details zu gehen und gleichzeitig nachhaltige Praktiken zu fördern.

Genauere Informationen zu den Prinzipien mit spannenden Beispielen findet Ihr im folgenden Video:


Design für Kreislaufwirtschaft

Dr. Marcus Winkler und Dr. Heiko Matheis vom Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe zeigten durch praxisnahe Beispiele, wie Textildesigns zur Kreislaufwirtschaft beitragen.


Zentral beim Design für die Kreislaufwirtschaft ist eine ganzheitliche Betrachtung von Produkt, Prozessen und Geschäftsmodellen. Es gilt, Aspekte wie Form und Funktion, Aufbau und Konstruktion, Material-, Prozess- und Partnerauswahl, Kennzeichnung sowie die Wiederverwendbarkeit und Nutzungskonzepte zu optimieren.

Ein besonderes Augenmerk lag auf Bekleidung aus bio-basierten Ressourcen, kreislaufähig designt, und lokal produziert. Damit wird der Schnelllebigkeit der Fast-Fashion-Industrie entgegengewirkt. Das vorgestellte Projekt HEREWEAR strebt danach, dazu ein europäisches Ökosystem zu gestalten und zu etablieren.

Zunächst präsentierte Dr. Winkler neuartige Rohstoffe für Textilfasern, wie die Zellulose aus Weizenstroh und PLA aus Maniok oder Zuckerrohr, welche bei den Teilnehmenden auf großes Interesse stießen.

Durch den Einsatz etablierter Technologien, wie Nass- und Schmelzspinnen, werden aus diesen Rohstoffen Fasern, Garne und Stoffe produziert. Der Einsatz biobasierter Substanzen in der Textilveredlung und Färbung vereinfacht ein späteres Recycling und reduziert die Freisetzung von Microfasern.

Innovativ ist auch das End-of-Life-Management der Kleidungsstücke, das Reparatur, Wiederverwendung und Recycling umfasst, unterstützt durch eine Etikettierung, bei der mittels QR-Code die „Geschichte“ dieses Textils auf dem Handy transparent wird.

All dies wurde bereits beim Design berücksichtigt. Damit entstanden verschiedene Bekleidungstücke, die im Wesentlichen aus einem Rohstoff bestehen, kaum oder keine Chemikalien oder Zutaten enthalten, wenig Abfälle in der Produktion verursachen und einfach rezyklierte werden können.

Eine lokale Produktion für das europäische Ökosystem erfolgte durch die vernetzte Digitale Textile Microfactory (DTMF), was in verschiedenen Beispielen gezeigt wurden. Charakteristisch für die DTMF ist die digitale Durchgängigkeit vom Design über die Produktion bis zum Point of Sales.


Workshop: CIRCO Methode – Zirkuläre Geschäftsmodelle entwickeln


Es wurde praktisch! Dank Stefan Opitz, Effizienz-Agentur NRW, bekamen wir einen Einblick in die CIRCO-Methode und durften sie testen. CIRCO ist ein niederländisches über 1000-fach erfolgreich erprobtes Angebot. Es unterstützt Unternehmen dabei, auf Grundlage ihrer linearen Wertschöpfungskette zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Effizienz-Agentur NRW ist der erste CIRCO-Hub in Deutschland.

Nach der Festlegung auf ein Produkt, erarbeiteten die Teilnehmenden in Zusammenarbeit vielseitige Ansätze zum EcoDesign.


Den Vortrag von Stefan Opitz inklusive der inspirierenden Praxisbeispiele wird hier bald in einem Videovortrag zu finden sein.

zwei Erdmännchen sitzen sich in einer Kajüte gegenüber


Vernetzung und Mittagessen mit den Klima-Coaches der Mittelstand-Digital Zentren


In der Mittagspause tauschten wir uns in der Runde aus. Außerdem gab es die Chance, die Klima-Coaches des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital kennenzulernen.


Sensorik in der Kreislaufwirtschaft – reduce-reuse-recycle


Dr. Karl-Peter Fritz präsentierte ein Projekt, das die Prinzipien Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln effektiv umsetzt. Er zeigte, wie technologische Forschung einen Beitrag zur praktischen Anwendung der Kreislaufwirtschaft leisten kann. Am Beispiel des Spritzgussverfahrens demonstrierte er, wie durch die Integration von Sensortechnologie und das Retrofitting, also die Modernisierung älterer Produktionsanlagen, erhebliche Materialeinsparungen und damit verbundene Abfallreduktionen erzielt werden können.

Die Sensorik ermöglicht es, die Materialeigenschaften besser zu verstehen und somit schneller einen stabilen Produktionsprozess zu erreichen.

Dr. Karl-Peter Fritz, Leiter des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital


Aus der Perspektive der Sensorik wird untersucht, welche Messgrößen erforderlich sind, um den Produktionsprozess besser zu verstehen und zu optimieren. Informationen über das vorgestellte Projekt findet Ihr im folgenden Video:


MFCA – Analysetool von Material- und Energieflüssen im Unternehmen


Durch Dr.-Ing. Jürgen Seibold lernten die Teilnehmenden eine Methodik kennen, mit der sie ein besseres Verständnis der ökologischen und finanziellen Folgen von Material- und Energieflüssen im Unternehmen bekamen. Die Verfügbarkeit von solchen Erkenntnissen ist auch für den Designprozess unabdingbar, um das Ziel tatsächlicher Kreislauffähigkeit messbar machen und überprüfen zu können.

Mit den präsentierten Fertigungstechnologien können sowohl 2D-, als auch 3D-Elektronik auf unterschiedlichsten Werkstoffen gedruckt werden. Die Einsatzgebiete reichen von Schaltungsträgern bis hin zu gedruckter Sensorik. Am Beispiel einer gedruckten Elektronik mit bestückten Bauteilen wurde vom DITF eine Materialflusskostenrechnung (MFCA) durchgeführt und präsentiert. Dabei wurde die komplette Prozesskette betrachtet und die CO2-intensivsten Prozesse identifiziert.


Führung durch die Arena

Für die Individualteilnehmenden endet der Reisetag 3 mit eine Blick in die ARENA2036. Größere und kleine Unternehmen haben hier die Möglichkeit, gemeinsam an neuesten Technologien zu tüfteln und anhand von Kooperationen weiterzuentwickeln. Im Labor für digitale Drucktechnologien von Hahn-Schickard wurden Anlagen zur Fertigung von digital gedruckter Elektronik präsentiert.


Exklusivworkshop der Reisegruppe


Die Reisegruppe setzte ihre „Reise in der Reise“ an Tag 3 unter dem Schwerpunkt „Törnplanung“ fort. Sie lernten, wie sie zielgerichtete Objectives und Key Results für ihre kreislaufwirtschaftlichen Projekte formulieren können. Die „Mini-Visionen“, die sie erarbeitet hatten stellten sie sich gegenseitig vor und mit Hilfe eins Feedback-Tools gab es für alle hilfreiches und wertschätzendes Feedback. Zudem entschied die Gruppe gemeinsam, in welche Richtung sie in den kommenden Wochen weiterreisen möchte: Nächste Stationen werden u.a. das Alignment von Zielsetzungen, Herausforderungen im Team sowie die Vertiefung von R-Strategien sein. Weitere Infos werden wir nach Ende der Reise in unserem Reisegruppen-Tagebuch veröffentlichen.

Reflexion und Ausblick

Der dritte Tag unserer Reise hat uns gezeigt, dass der Weg in eine nachhaltigere Zukunft durch die Kreislaufwirtschaft führt – und das von Beginn an. Die vorgestellten Beispiele bieten praktische Einblicke, wie wir diesen Weg gestalten können.

Begleitet uns weiter auf der Reise!

Eine Gruppe Erdmännchen steht vor einer Vielzahl von bunten Postits

Wir sind jetzt schon auf Tag 4 unserer Reise gespannt. Am 07.05. am Energiecampus Nürnberg.

Innovationen waren schon immer mehr als bloße Ideen auf Post Its. Zirkulär Wirtschaften bedeutet umdenken und umwandeln. Ihr erfahrt, wie das KMU schaffen, wo Digitalisierung das Leben leichter macht und wie Innovationen auch entlang von Lieferketten eine Rolle spielen. Und zwei Start-Ups erzählen, wie sie ihre Ideen in handfeste Kreislauf-Geschäftsmodelle verwandelt haben. Bleibt gespannt… 🙂

Du möchtest weitere Infos zu unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft erhalten? Hier geht es zu den Tagebucheinträgen, dem Programm und den Anmeldungen.

Kontaktmöglichkeit

Anne Weist

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