Veränderungen ganzheitlich angehen mit der 360-Grad-Methode

Symbolbild für ein Veränderungsprozess in einem Unternehmen. Arbeitsalltag im Büro. Eine Frau steht am Whiteboard und präsentiert etwas.

Bildquelle: unsplash / Jason Goodman


25. November 2022 | Von Carolin Enke

Jedes Unternehmen kann mit einem Organismus verglichen werden. Wie bei einem Organismus ist auch hier jedes einzelne „Organ“ miteinander verbunden. Verändert sich die Funktionsfähigkeit eines Organs, hat dies Einfluss auf die Funktionsfähigkeit und Anpassung anderer Organe. Auf ein Unternehmen bezogen bedeutet es, dass für einen erfolgreichen Veränderungsprozess die Perspektive jedes und jeder einzelnen Mitarbeiter*in in die Gestaltung einbezogen werden sollte.

Bereits hier stellt sich für viele Unternehmen die Frage: Wie schaffen wir das?

Denn die Erfahrung zeigt, dass überall da, wo Menschen zusammenkommen, eine Vielzahl an unterschiedlichsten Meinungen, Erfahrungen, Vorstellungen und Bedenken aufeinanderstoßen. Diese können nicht nur die tägliche Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern beeinflussen, sondern eben auch die Richtung bzw. die generelle Umsetzbarkeit eines jeden Veränderungsprozesses.

Damit sich ein Unternehmen aber weiterentwickeln kann, sollte die angedachte Veränderung nicht nur von Führungskräften, sondern vor allem von Mitarbeiter*innen mitgetragen werden.

Gruppenarbeiten sind ein bewährtes Mittel, um eine gemeinsame Vision einer Veränderung zu erschaffen. Damit die Gruppenarbeit auch wirklich funktioniert, bieten methodische Ansätze Hilfe. Diese geben den notwendigen Rahmen und unterstützten die Gruppe dabei, ins Arbeiten zu kommen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die gewählte Methode das Offenlegen der individuellen Perspektiven der einzelnen Teilnehmer*innen erlaubt und so das Verständnis füreinander überhaupt erst ermöglicht.

Das Ziel ist es, aus den vielen unterschiedlichen Perspektiven einen gemeinsamen und für alle gangbaren Weg zu finden.

Die 360-Grad-Methode

Genau hier setzt die 360-Grad-Methode an. Die Methode hilft dem Unternehmen dabei, eine geplante Veränderung ganzheitlich zu betrachten und mit dem Team gemeinsam anzustoßen.

Mit einer konkreten Zielstellung durchläuft ein Team sechs Phasen. In diesen Phasen nimmt das Team unterschiedliche Perspektiven ein und gestaltet somit ganzheitliche Lösungsansätze zur Veränderung. Die Methode legt dabei einen Fokus auf die kollektive Entscheidungsfindung. Indem individuelle Perspektiven offenen gelegt werden und das gesamte Team in jeder Phase gemeinsam eine Konkretisierung durchführt, gelangt es von der Ich-Ebene auf die Wir-Ebene.

Das Team durchläuft folgende sechs Phasen:

  • Phase 1: Verbindungen schaffen – Gemeinsam wird der Grundstein für die Zusammenarbeit gelegt. In einem Dialog werden die Motive jedes und jeder Einzelnen in Bezug auf das Gruppenziel transparent gemacht. Weiterhin erkundet die Gruppe, was sie gemeinsam mit dem gesteckten Ziel verbindet.
  • Phase 2: Fakten sammeln – Gemeinsam wird die aktuelle Lage beschrieben. Hierfür werden Informationen zur gegenwärtigen Situation gesammelt. Weiterhin werden die gesammelten Informationen auf wichtige Kernpunkte heruntergebrochen.
  • Phase 3: Hintergründe verstehen – Es wird Ursachenforschung betrieben, um ein Verständnis für die Gründe hinter den in Phase 2 festgelegten Kernpunkten zu bekommen. Danach leitet die Gruppe für sich mögliche Schlussfolgerungen ab.
  • Phase 4: Handlungsfelder festlegen – Nun heißt es zu prüfen, für welche der Kernpunkte aus Phase 2 Handlungsbedarf gesehen wird. Diese Handlungsfelder werden beschrieben. Weiterhin prüft die Gruppe, bei welchen zwei Handlungsfeldern begonnen wird. Hierbei hilft eine Priorisierung der Handlungsfelder nach größtmöglichem Einfluss zur Erreichung des Ziels aus Phase 1.
  • Phase 5: Lösungen gestalten – Gemeinsam werden Ideen zur Umsetzung der im Vorfeld priorisierten Handlungsfelder gesammelt. In einem Austausch prüft jedes Gruppenmitglied, welche Ideen für den eigenen Arbeitsplatz mitgenommen werden.
  • Phase 6: Verbindungen festigen – Die letzte Phase legt den Grundstein für weitere Gruppenarbeiten, indem die gemeinsame Arbeit reflektiert wird.

Eine wichtige Rolle bei der Durchführung dieser Methode spielen eine offene Haltung sowie klare Spielregeln in Form eines vordefinierten Prozesses.

  • Offene Haltung: Die Methode verlangt Selbstreflexion und eine Offenheit gegenüber anderen Perspektiven, welche von der eigenen Vorstellung abweichen.
  • Klare Spielregeln: Innovationsprozesse brauchen klare Regeln und vordefinierte Strukturen. Diese unterstützen dabei, gemeinsam Schritt für Schritt Lösungen zu gestalten.

Hinweise zur Durchführung der 360-Grad-Methode

Damit Sie die Methode eigenständig in Ihre nächste Gruppenarbeit einbinden können, finden Sie unter diesem Link zu jeder Phase ein Arbeitsblatt, welches Sie als Grundlage heranziehen können. Wir empfehlen Ihnen, sich mit bis zu fünf Personen aus unterschiedlichen Bereichen Ihres Unternehmens zusammenzufinden. Für die fokussierte Bearbeitung einer jeden Phase unterstützt ein klares Zeitfenster von 20 Minuten.

Haben Sie Fragen oder auch Feedback zu der vorgestellten Methode? Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in den Austausch zu gehen!

Gerne unterstützen wir Sie bei der Durchführung Ihres nächsten Workshops. Sprechen Sie uns an!

Die 360-Grad-Methode wurde entwickelt vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur. Grundlage hierfür waren inhaltliche Bausteine der Methode Co-Creation.

SCHLAGWORTE