Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reise in die Kreislaufwirtschaft“ besuchte eine Gruppe kreislaufinteressierter Unternehmer*innen das Vorreiter-Unternehmen Lorenz GmbH & Co. KG in der Schwäbischen Alb und erlebte eine Werksführung durch den Geschäftsführer Wilhelm Mauß.
Lorenz ist mit über 350 Beschäftigten ein größerer Mittelständler und stellt in Schelklingen-Ingstetten Wasserzähler her. Bereits 2009 hat die Firma damit begonnen, ihre Produktion zirkulär zu gestalten. Der Clou: Sie bekommen gebrauchte Wasserzähler nach der vorgeschriebenen Einsatzdauer von max. 6 Jahren von der Kundschaft zurück, bereiten sie wieder auf und geben ihnen danach ein zweites, drittes und möglicherweise noch weitere(s) Leben.
Die Werksführung: Zirkuläre Qualität Made in Germany
In diesem Beispiel stellen wir ein paar Highlights aus der Werksführung heraus und geben in den Bildern Einblicke in gelebte Nachhaltigkeit.
Auffällig ist, wie zeitgemäß die Firma Lorenz ist. Im dörflichen Ingstetten findet man zwischen Feldern und Bauernhöfen freundliche Produktionshallen mit vielen Fenstern, viel Glas und Holzbau, riesige Photovoltaikanlagen auf dem Dach und ein offenes, modernes Bürokonzept. Eine Biogasanlage des Nachbarn heizt die Gebäude und darüber hinaus unterstützt bei eisiger Kälte ein großer Holzofen.
Die Produktion teilt sich in zwei voneinander getrennte Produktsegmente: Die Herstellung und Aufbereitung der mechanischen Wasserzähler aus der „alten Welt“ der Produktion sowie die „neue Welt“, in der die sogenannten „Smart Meters“ entstehen. Die Fertigung der digitalen Wasserzähler ist vernetzt – inklusive digitalem Zwilling, höchst effizientem Personaleinsatz bis hin zur Individualisierung durch einen Online-Konfigurator für die Kundschaft.
Kleiner Aufwand – große Wirkung
Durch die Rückführung ihrer Produkte in den Kreislauf spart die Firma insgesamt unter anderem 95% des Treibhausgaspotentials. Auch insgesamt reduziert sich die Umweltbelastung erheblich.
Je wertvoller ein Produkt ist, desto mehr lohnt es sich.
Wilhelm Mauß, Geschäftsführer Lorenz Meters
Das Design ihrer mechanischen Wasserzähler ermöglicht es, die wertvollen Platinen alter Geräte zu entfernen, zu reinigen und direkt wieder in „neue, alte“ Geräte einzubauen. In anderen Fällen müssen lediglich Batterien ersetzt werden und schon kann das Produkt in die Genauigkeitsprüfung (Eichung).
Der eigene Weg lohnt sich
Durch einen sehr guten Werkzeugbau ist die Firma in der Lage, alle für die Fertigung und Wiederaufbereitung benötigten Maschinen selbst zu bauen bzw. anzupassen. Das hat sich vor allem für die Optimierung der Rücknahme und Reparatur als hilfreich erwiesen.
Eine weitere Besonderheit der zirkulären Orientierung von Lorenz ist, dass sie ihre Fertigungskapazitäten strategisch auf erwartete Rückläuferprodukte ausrichten. So gibt es derzeit eine höhere Nachfrage an bestimmten (Teil-)Produkten. Lorenz geht davon aus, dass der erhöhte Bedarf sich in wenigen Jahren über ihre rückgeführten Wasserzähler decken lassen wird. Anstatt in zusätzliche Maschinen zu investieren, gleichen sie den Mehrbedarf über Kooperationen mit regionalen Herstellern und einer Justizvollzugsanstalt aus. Die Zusammenarbeit mit Häftlingen hat als positiven Nebeneffekt die Qualifizierung von benachteiligten Menschen und dient somit der sozialen Nachhaltigkeit.
Automatisierung – Ja oder nein?
Sehr intensiv beschäftigt man sich bei Lorenz mit der Frage, wann der Zeitpunkt gekommen ist, Prozesse von Handarbeitsplätzen durch Maschinen zu ersetzen. Diese Entscheidung wird nicht leichtfertig getroffen, sondern sorgfältig abgewogen. Oft sichert sich die Geschäftsleitung durch Forschungsprojekte und eine exzellente Datenlage ab, bevor Automatik eingeführt wird. Menschliche Arbeit wird hier wertgeschätzt und die Zufriedenheit der Beschäftigten ist beim Rundgang deutlich spürbar.
Die Zukunft schon vor Augen
Nach sechs Jahren schicken die Kunden sozusagen als neue Lieferanten die gebrauchten Wasserzähler an Lorenz zurück. Danach endet die gesetzliche Eichfrist und die Produkte müssen ersetzt werden. Dies gilt auch für die digitalen Smart Meters, die seit 2017/2018 produziert werden.
Da es in den bestehenden Anlagen nicht genug Platz für die Wiederaufbereitung der ab 2024 erwarteten smarten Rückläufer gibt, wird gerade ein großer Anbau geplant. Auch hier wird Wert darauf gelegt, dass der Prozess möglichst nachhaltig gestaltet ist. Mittlerweile hat die Firma gelernt, wie wichtig es ist, vom Ende her zu denken.
Wir danken Wilhelm Mauß und der Firma Lorenz für die spannende Werksführung mit vielen Aha-Momenten und für das herzliche Willkommenheißen am 2. Tag unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft.
Sie wollen selbst einen Blick in die Produktionshallen werfen? Hier geht es zur Werksführung bei Lorenz Meters.