Im Artikel „Verantwortungscluster unternehmerischer digitaler Verantwortung“ stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Handlungsfelder unternehmerischer Digitalverantwortung vor. Im Artikel „Status Quo ermitteln – Schritt 3 einer CDR Strategie“ finden Sie Impulse dazu, wie sich der Status Quo bezüglich der einzelnen Handlungsfelder in Ihrem Unternehmen bestimmen lässt. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen auf, wie sie herausfinden, welche Handlungsfelder für Ihr Unternehmen von besonderer Relevanz sind und wo sich Potenziale identifizieren lassen. Konkret gesagt gilt es für Markt und Wettbewerb besonders wichtige Handlungsfelder zu definieren.
Wir verwenden den Begriff „unternehmerische digitale Verantwortung“ sowie dessen englische Übersetzung „Corporate Digital Responsibility“ mit der Abkürzung „CDR“ gleichbedeutend.
Potenziale identifizieren
Die Analyse der Passung von Verantwortungscluster und Kerngeschäft des Unternehmens, also die Bestimmung des „Business Fit“, hilft Unternehmen dabei zu filtern, in welchen Bereichen Maßnahmen ergriffen werden sollten und in welchen – zumindest vorerst – nicht. Hier gibt es keine Vorgaben zur Einschätzung, jedoch sollte dies möglichst realistisch und ggf. unter Miteinbeziehung von Expert*innen geschehen. Beispielsweise könnte die Abstufung von 0 (keine Passung zum Kerngeschäft) bis 4 (sehr starke Passung zum Kerngeschäft) gehen.
Anschließend soll der Business Fit mit der aktuellen CDR Performance in Verbindung gesetzt werden, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Ergebnisse könnten dann in einer Matrix festgehalten werden. Wenn beispielsweise die digitale Mündigkeit ein für Ihr Unternehmen sehr relevantes Thema ist und eine hohe Passung beim Business Fit erreicht, die CDR Performance jedoch schwach ist, also keine, wenige oder nicht zielführende Maßnahmen vom Unternehmen umgesetzt werden, dann würde dieses Verantwortungscluster in der Matrix in das Feld „Nachbessern“ rutschen.
Es ist jedoch nicht nur wichtig die 15 Verantwortungscluster hinsichtlich des Business Fit zu analysieren, in Beziehung mit der CDR Performance zu setzen und daraus strategische Empfehlungen abzuleiten, sondern auch die CDR Themen mit den Interessen und Erwartungen der Stakeholder abzugleichen. Interessengruppen (Stakeholder) sollten ebenfalls eine Relevanz zum Handeln in den unternehmensintern als strategisch wichtig deklarierten Handlungsfeldern, haben. Ist dies nicht der Fall, könnte die Unterstützung des Unternehmens seitens der Interessengruppen gefährdet sein. Hier eignet sich eine Wesentlichkeitsanalyse.
Wesentlichkeitsanalyse durchführen
Exkurs: Wesentlichkeitsanalyse
Die Wesentlichkeitsanalyse (oder auch Materialitätsanalyse) ist eine Methode, die es Unternehmen ermöglicht, relevante Themen und Stakeholder mit ihren Interessen und Erwartungen zu identifizieren. Die früher vorrangig in der Finanzbranche verwendete Methode wird heute zunehmend in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsstrategien genutzt. Sie hilft dabei, zentrale Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte im Unternehmen offenzulegen.
So führen Sie eine Wesentlichkeitsanalyse durch:
Zuerst müssen die Anspruchsgruppen identifiziert werden. Relevante Anspruchsgruppen können sein: Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Zulieferer, Investor*innen, Kommunen, NGOs, Gesellschafter*innen oder auch Teile der Gesellschaft (bspw. Anwohner*innen eines Firmengeländes). Auch die sozioökonomischen, politischen und ökologischen Rahmenbedingungen sowie das politische Umfeld des Unternehmens sollten bestimmt werden.
Der nächste Schritt ist die Erstellung eines Umsetzungsplans, worauf dann die Ermittlung der Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte sowie der Chancen und Risiken erfolgt. Hierzu können unterschiedliche Methoden wie Interviews, (Online-) Befragungen, Workshops oder Gespräche Anwendung finden.
Anschließend werden die Ergebnisse analysiert und eine Wesentlichkeitsmatrix erstellt. Dabei werden die 15 Verantwortungscluster unternehmerischer digitaler Verantwortung in die Wesentlichkeitsmatrix eingeordnet. Auf der X-Achse befindet sich der Parameter „wesentlich für das Unternehmen“, welcher mittels des Business Fit bestimmt wurde. Auf der Y-Achse der Parameter „wesentlich für die Interessengruppen“, welcher durch die Wesentlichkeitsanalyse bestimmt wurde. Anhand dieser Matrix und der gewonnenen Ergebnisse können dann Potenziale für unternehmerische digitale Verantwortung definiert werden.
Neue Interessengruppen
Durch die Beschäftigung mit dem Thema unternehmerischer digitaler Verantwortung in Unternehmen, werden auch neue Interessengruppen relevant und beachtenswert. Es ist wichtig, diese neuen Interessengruppen zu identifizieren, da ihre Einschätzungen und Expertisen bei der Vertiefung von CDR im Unternehmen von hoher Bedeutung sind. Bei diesen neuen Interessengruppen handelt es sich vorrangig um Institutionen, die sich mit einem (oder mehreren) Verantwortungscluster(n) beschäftigen.
Zusammenfassung
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht in allen Verantwortungsclustern gleichermaßen Aktionen getätigt werden müssen. Durch die Potenzialanalyse, welche die Analyse des Business Fit, die Bestimmung der Interessengruppen sowie die Wesentlichkeitsanalyse beinhaltet, werden für Ihr Unternehmen besonders relevante Verantwortungscluster herausgearbeitet.
In unserem nächsten Artikel wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie mit Ihrem Unternehmen erste Schritte in Richtung digitale Selbstverpflichtungen gehen können.