An Tag 5 unserer Workshopserie „Reise in die Kreislaufwirtschaft“ führte uns unser Weg nach München, der pulsierenden Metropole, die nicht nur für ihre wirtschaftliche Stärke bekannt ist, sondern auch zunehmend für ihre nachhaltigen Innovationen. Unser Ziel war es, zu verstehen, wie lokale Unternehmen durch kreislauffähige Geschäftsmodelle nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch profitieren können.
Begrüßung und Input
Unsere Reise begann mit einem Besuch des Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss (fml) an der TU München, wo wir herzlich von unseren Kolleg*innen vom Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg empfangen wurden. Unsere Kolleg*innen führten durch den Tag und teilten ihr Wissen über die Integration von Nachhaltigkeit in Kerngeschäftsprozessen. Durch Vorträge und interaktive Workshops erfuhren die Teilnehmenden, wie man traditionelle Geschäftsmodelle transformiert und langfristige Werte schafft.
Highlights der Veranstaltung
Die Rolle der Technologie und Innovation
Den Auftakt des Tages machte Maximilian Wünnenberg, der das Projekt Car2Car vorstellte. Dieses Projekt zielt darauf ab, durch technologische Lösungen eine Circular Economy für ausgewählte Automobilwerkstoffe zu ermöglichen und neue, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Um Deutschlands Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 zu erreichen, sind erhebliche Anstrengungen der Industrie erforderlich, insbesondere durch eine drastische Erhöhung der Sekundärrohstoffquote in Liefer- und Wertschöpfungsketten. Car2Car adressiert diese Herausforderung, indem es geschlossene Materialkreisläufe durch spezifische Demontagekonzepte und verbesserte Shredderprozesse für eine effiziente Materialtrennung und Qualitätssicherung schafft.
Das Projekt umfasst sieben Arbeitspakete über drei Jahre. Im Fokus steht die Entwicklung einer kreislaufwirtschaftlich optimierten Demontage, einschließlich der Konzeption und Umsetzung von Demontagetechnologien und logistischen Integrationen. Es werden zudem mechanische Aufbereitungsmethoden durch Schreddern und fortschrittliche sensorbasierte Sortierungstechniken entwickelt. Die Untersuchung spezifischer Werkstoffe, wie Stahl und Glas, sowie die finale ökologische und ökonomische Bewertung der entwickelten Konzepte runden das Projekt ab.
Automatisierung und Geschäftsmodelle in der Kreislaufwirtschaft
Im Anschluss daran übernahm Markus Ludsteck das Wort und stellte in seinem Vortrag das Forschungsprojekt AutoDis vor. Dabei geht es um die Entwicklung einer automatisierten und intelligent vernetzten Demontage von zirkulären Smart Meters bei dem Messtechnikhersteller Lorenz Meters.
Das Ziel des Projekts ist es, die manuellen Aufbereitungsprozesse von zurückgeführten Geräten zu automatisieren, um die Ressourceneffizienz zu steigern. Geräte, die am Ende ihrer Nutzungsdauer stehen, werden ins Werk zurückgebracht. Sie werden technisch aufbereitet und entweder als Ganzes oder in Teilen wieder dem Produktionskreislauf zugeführt. Dieser Ansatz ist ein zentraler Bestandteil des Kreislaufwirtschaftskonzepts bei Lorenz Meters, einem Partnerunternehmen, das wir bereits am 2. Tag unserer Reise besichtigt haben. Welche Produktionsschritte zur Kreislaufwirtschaft von Lorenz beitragen, findet ihr in unserem Praxisbeispiel.
Steigerung der Recyclingquote von Aluminiumschrott durch neue Technologien
Das Projekt FSCM – Future Sustainabale Car Materials wurde von David Karl vorgestellt. Ziel des Projekts ist die Entwicklung innovativer Prozesse und Werkstoffe für die Automobilindustrie, um nachhaltige Produktion und CO2-Reduktion zu fördern. Dabei soll der Anteil an Rezyklat- und Sekundärrohstoffen erhöht werden, ohne die Bauteilqualität zu beeinträchtigen.
Ein Schwerpunkt liegt auf dem Verfahren der Direct Energy Deposition (DED) zur additiven Fertigung aus Draht- oder Pulverwerkstoffen. Die präzise Zusammensetzung und Mischung der Pulver eröffnen neue Möglichkeiten der Bauteilgestaltung. Eine Herausforderung stellt dabei die reproduzierbare Bereitstellung und Förderung der Pulvermenge dar.
Im vorgestellten Teilprojekt arbeiten der Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) und der Lehrstuhl für additive Fertigungsverfahren (MAT) der TU München zusammen. Ziel ist es, die Recyclingquote von metallischen Werkstoffen, insbesondere von Aluminiumschrott, zu erhöhen. Gemeinsam entwickeln sie ein innovatives Pulverbereitstellungssystem für das DED-Verfahren. Dieses System ermöglicht die Herstellung gradierter Bauteile in Echtzeit. Zur Effizienzsteigerung kombinieren und optimieren sie geeignete Fördertechniken, um eine exakte und in Echtzeit geregelte Materialzufuhr zu ermöglichen.
Workshop Remanufacturing als Geschäftsmodell
Am Nachmittag waren die Teilnehmenden gefordert. Nach dem Input von Markus Wörle zum Thema R-Strategien machten sich die Teilnehmenden in Gruppenarbeit daran, den Remanufacturing-Prozess der Firma Lorenz Meters selbst zu erstellen. Sie sollten überlegen, welche Teile wie auseinandergebaut, aufbereitet, gereinigt und wieder zusammengesetzt werden, damit am Ende neue Wasserzähler entstehen können.
Wer sich noch einmal zum Thema R-Strategien informieren möchte, den verweisen wir auf unseren Reisetag 1. In dem Video von Lena Brüch vom Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke findet ihr Informationen zu den Strategien. Des Weiteren findet ihr dort die Vorstellung des Kreislaufwirtschaftsguides.
Exklusivworkshop der Reisegruppe
Die Workshops der vergangenen Reisetage konzentrierten sich darauf, mithilfe der agilen Projektmanagementmethode OKR eigene Anwendungsfälle für das jeweilige Unternehmen zu entwickeln. Mittels der 3×3-Variante, bei der die Teilnehmenden sich 3 Objectives (Ziele) zu je 3 Key Results (messbare Schlüsselergebnisse) überlegen sollten, gelang es den Teilnehmenden, ihre Vision in erste umsetzbare Ziele herunterzubrechen.
Welche Herausforderungen dabei auftraten und wie sie gemeinsam gelöst wurden, erfahrt ihr bald in einem weiteren Artikel, der die Erfahrungen der Reisegruppe zusammenfasst.
Reflexion und Netzwerkbildung
In der Runde der Veranstaltung war man sich schnell einig: Kreislaufwirtschaft braucht Netzwerke und Kooperationen. So nutzten die Teilnehmenden die Mittagspause in den Hallen der TU München, um sich auszutauschen.
Ausblick
Mit neuen Einsichten und motiviert durch die vorgestellten Projekte aus München sind wir bereit, unsere Reise fortzusetzen. Die nächste Station wird uns nach Leutkirch bringen, wo wir weitere innovative Ansätze zur Kreislaufwirtschaft erleben werden.
Bleibt dran, denn die Reise geht weiter!
Wir freuen uns bereits sehr auf Tag 6 unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft. Der krönende Abschluss findet im wunderschönen Allgäu in Leutkirch statt. elobau öffnet für uns seine Türen und entführt uns in die Welt der Sensorik und Bedienelemente.
Du möchtest weitere Infos zu unserer Reise in die Kreislaufwirtschaft erhalten? Hier geht es zu den Tagebucheinträgen, dem Programm und den Anmeldungen.